Leider gibt es nur wenige wirksame Behandlungen für Arthrose. Die Arthroskopie gehört nicht dazu.
Eine Arthroskopie (Gelenkspiegelung) kann Knieschmerzen nicht lindern oder die Beweglichkeit verbessern. Es bietet keinen Nutzen bei Osteoarthritis des Knies.
Steife und schmerzende Gelenke im Alter sind ein weit verbreitetes Problem. Ursache: Verschleiß der Knorpelschutzschicht des Gelenks. Übermäßige oder falsche Belastung verursacht Reibung und Entzündung im Gelenk, schmerzt und verhärtet. Arthrose tritt häufiger in den Knie- und Hüftgelenken auf.
Was leistet die Arthroskopie bei Arthrose?
Menschen mit Arthrose des Kniegelenks wird oft zu einer Arthroskopie (Gelenkspiegelung) geraten. Ärzte verwenden winzige Kameras, um durch kleine Einschnitte direkt auf das Gelenk zu schauen. Sie beurteilen meist nicht nur den Zustand des betroffenen Knorpels und des Meniskus: Im Rahmen der Arthroskopie werden meist kleine Eingriffe vorgenommen, wie das Spülen des Gelenks oder das Glätten der Knorpeloberfläche. Ziel ist es, das Kniegelenk „aufzurichten“, also lose Partikel aus Knorpel- und Gewebefasern zu entfernen und so die Reibung im Gelenk zu verringern. Dies sollte die Schmerzen lindern.
Was logisch erscheinen mag, hat jedoch ein Problem: Die Arthroskopie ist für Arthrosebehandlungen nutzlos. Zu diesem eindeutigen Ergebnis kommt ein aktuelles Review [1].
Studien sprechen eindeutig gegen einen Nutzen
Ein Forscherteam fasste die aussagekräftigste aller bisher publizierten Studien zur Arthroskopie bei Kniearthrose zusammen. In diesen Studien hatten arthroskopisch behandelte Personen signifikant weniger Schmerzen oder Bewegungseinschränkungen als Personen, die nur eine simulierte Behandlung oder keine Behandlung erhielten. Dies wurde 3 Monate nach der Operation untersucht. Es schien auch keinen Unterschied in der Lebensqualität zu geben.
Arthrose gegen Arthrose: wirkungslos, aber wenig riskant
In den Arthroskopiegruppen wurden jedoch keine besonders häufigen unerwünschten Ereignisse beobachtet. Das Verfahren scheint nicht sehr riskant zu sein, aber die verfügbaren Daten sind nicht zuverlässig genug, um es vollständig auszuschließen.
Österreich zahlt, Deutschland nicht
In Deutschland wird die Arthroskopie zur Behandlung der Kniearthrose seit 2016 nicht mehr von den Krankenkassen bezahlt. Der Grund: die mangelnde Wirksamkeit. In Österreich scheint dies die Krankenkassen jedoch nicht zu stören. Hierzulande werden die Kosten einer Arthroskopie immer übernommen, egal aus welchem Grund.
Arthrose: Was hilft?
Starkes Übergewicht und Fehlstellungen beeinträchtigen die Kniegelenke. Dies kann die Entstehung einer Arthrose in jüngerem Alter begünstigen. Eine Gewichtsabnahme kann Schmerzen lindern und die Beweglichkeit der betroffenen Gelenke verbessern. Ruhe ist bei Arthrose jedoch keine gute Idee, im Gegenteil: Richtige Bewegung hilft, das Gelenk stabil zu halten, den Knorpel mit Nährstoffen zu versorgen und das Gelenk zu „schmieren“. Gute Beispiele sind Aerobic, Walking, Yoga, Schwimmen und Radfahren [2,3]. Auch Analgetika können kurzfristig Linderung verschaffen. Allerdings kann Arthrose nicht geheilt werden.
In vielen Fällen ist irgendwann eine Operation notwendig, bei der das betroffene Gelenk teilweise oder vollständig durch einen künstlichen Gelenkersatz ersetzt wird.
Fragwürdige Mittel gegen Arthrose
Der Leidensdruck einer Arthrose ist meist hoch und die Betroffenen wünschen sich eine wirksame Behandlung. Das wissen auch die Anbieter diverser Diätkuren und Nahrungsergänzungsmittel, deren Nutzen fraglich ist.
Beispielsweise haben wir in anderen Artikeln festgestellt, dass Nahrungsergänzungsmittel mit Chondroitin und Salben mit DMSO bei Arthrose wahrscheinlich wirkungslos sind. Auch die Kernspinresonanztherapie scheint keinen Nutzen zu bringen.
Der Nutzen von Präparaten mit Hyaluronsäure, Pinienrindenextrakt, Teufelskralle, Katzenkralle, Kurkuma oder Hagebuttenpulver ist nicht belegt, da wenig Forschung betrieben wird.
Auch die Wirksamkeit einiger Eingriffe, wie der Stammzelltherapie und der Behandlung mit pulsierenden Magnetfeldern, die Sie oft selbst bezahlen müssen, ist nicht untersucht. Auch die Wirksamkeit der Ultraschalltherapie ist nicht nachgewiesen.
Andererseits können eine Eigenbluttherapie und Avocado- und Sojaöl oder Weihrauch möglicherweise helfen.
Mehr erfahren
Weitere verlässliche Informationen zum Thema Arthrose finden Sie unter www.gesundheitsinformation.de. Lesen Sie mehr darüber, wann eine Arthroskopie sinnvoll ist und wann nicht. Auch das Deutsche Harding-Zentrum für Risikowettbewerb gibt einen übersichtlichen Überblick über den Nutzen der Arthroskopie bei Arthrose.
Geschichte:
- 23. Juni 2022: Bei einer erneuten Suche sind wir auf einen aktuellen Übersichtsartikel gestoßen. Ihre Ergebnisse stärken das Vertrauen in unsere ursprüngliche Bewertung.
- 22.8.2014: Erstveröffentlichung des Artikels.
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Welche Studien haben wir gesucht?
Wer ein Medikament schluckt und von seiner Wirkung überzeugt ist, wird vermutlich auch ohne Wirkstoff eine Wirkung spüren. Es heißt Placebo-Effekt. Eine Operation kann einen noch größeren Placebo-Effekt haben als Medikamente, das ist aus Studien bekannt [4].
Um zu untersuchen, ob es Menschen mit Osteoarthritis nach einer Arthroskopie besser geht, ist es daher am besten, ihre Symptome mit einer Gruppe von Menschen zu vergleichen, die nur glauben, dass sie sich einer Arthroskopie unterzogen haben. In Wirklichkeit haben sie aber nur eine sogenannte Farce-Aktion hinter sich. Bei simulierten Operationen wird der Patient betäubt und ein Hautschnitt gemacht, mehr nicht. Dies geschieht selbstverständlich nur im Rahmen klinischer Studien und alle Beteiligten geben vorab ihr Einverständnis zur Teilnahme.
Diese Studien sind der zuverlässigste Weg, um die Wirksamkeit der Arthroskopie zu bewerten. Die von uns gefundene Übersicht fasst die Ergebnisse von vier solcher Studien mit 309 Personen zusammen [1]. Die Hälfte dieser Personen erhielt eine Arthroskopie, um den Meniskus abzuflachen oder das Gelenk mit Kochsalzlösung zu spülen. Die andere Hälfte hatte keine Arthroskopie oder simulierte Arthroskopie. Nach 3 Monaten bis 2 Jahren hatten die Teilnehmer ungefähr die gleiche Anzahl von Beschwerden, unabhängig davon, ob sie behandelt wurden oder nicht.
Kommen wir also zu unserer Einschätzung
Wir haben großes Vertrauen in das Ergebnis, weil
- Sowohl der Review als auch die darin zusammengefassten Studien sind von hoher Qualität
- und alle Studien kommen zu sehr ähnlichen Schlussfolgerungen.
Wir glauben, dass zukünftige Studien wahrscheinlich nicht zu einem ganz anderen Ergebnis kommen werden.
Wissenschaftliche Quellen
[1] O’Connor, D., et al. (2022). “Arthroskopische Chirurgie bei degenerativen Knieerkrankungen (Osteoarthritis einschließlich degenerativer Meniskusrisse).” Cochrane Database Syst Rev. 3 (3): Cd014328. (Link zur Übersichtarbeit)
[2] IQWiG (2021) Abgerufen am 21.06.2022 von www.gesundheitsinformation.de
[3] IQWiG (2021) Abgerufen am 21.06.2022 von www.gesundheitsinformation.de
[4] Kaptchuk, TJ, Goldman, P., Stone, DA und Stason, WB (2000). Haben Medizinprodukte verstärkte Placebo-Effekte? Journal of Clinical Epidemiology, 53 (8), 786-792. (Link zur Studie)