Deepfake auf der Videoschalte: Klitschko möchte demnächst mit Giffey über die “offiziellen Kanäle” sprechen.

Deepfake auf Videoschalte: Klitschko will demnächst über “offizielle Kanäle” mit Giffey sprechen

Bild: dpa / Ukrinform

Fest steht: Franziska Giffey hat am Freitag nicht mit dem echten Vitali Klitschko gesprochen. Die Berliner Regierung ist zwar Opfer eines Deepfakes geworden, aber nicht nur sie. Unterdessen sprach der echte Klitschko.

Der Bürgermeister von Kiew, Vitali Klitschko, hofft, bald mit der Bürgermeisterin der Regierung, Franziska Giffey, sprechen zu können. Das sagte Klitschko der “Bild”-Zeitung [bild.de], nachdem er von dem gefälschten Anruf bei Giffey erfahren hatte: “Ich hoffe, wir können bald mit meinen offiziellen Kanälen sprechen.” Und er fügte hinzu: “Ich brauche auch keine Übersetzer.”

Am Freitagnachmittag sprach Giffey mit einem gefälschten Anruf über einen Videolink, der sich als Vitali Klitschko ausgibt. Das Gespräch wurde vorzeitig beendet.

Immer seltsamere Fragen der Frage

„Die erste Viertelstunde war völlig unbedeutend“, sagte Senatssprecherin Lisa Frerichs am Freitagabend. “Der angebliche Herr Klitschko hat gefragt, wie es uns mit den vielen ukrainischen Flüchtlingen geht, wie wir mit ihnen umgehen, wie die Zahlen sind, ein ganz normales Gespräch, wie wir es erwartet haben.”

Nach einer Weile wurden die Fragen des Gegenübers immer seltsamer: Die Person soll nach Sozialbetrug an ukrainischen Flüchtlingen gefragt haben. Die Frage war damals, ob Berlin ukrainische Männer zum Kämpfen in ihre Heimat schicken würde. An diesem Punkt endete das Gespräch. Der ukrainische Botschafter Andriy Melnyk bestätigte im Senat, dass es nicht Klitschko war.

Bilder vermutlich manipuliert

Bilder aus der Senatskanzlei, die dem rbb vorliegen, deuten zunächst nicht darauf hin, dass es sich bei Giffeys Gesprächspartner um einen anderen als den Bürgermeister von Kiew handeln könnte. In der Senatskanzlei wird dann vermutet, dass es sich um sogenannte Deepfakes handeln könnte, also Bilder, die von künstlicher Intelligenz manipuliert wurden.

Noch ist unklar, mit welchen technischen Mitteln die Täuschung erfolgen könnte. Die Polizei wurde über den Vorfall informiert. Gegen Unbekannte war Anzeige wegen Vortäuschung einer falschen Identität erstattet worden. Nach Angaben der Staatskanzlei hat der Staatsschutz die Ermittlungen übernommen, zu den Hintergründen ist bislang jedoch nichts bekannt.

„Leider gehört es zur Realität, dass Krieg mit allen Mitteln, auch online, geführt wird, um das Vertrauen in digitale Methoden zu untergraben und die Partner und Verbündeten der Ukraine zu diskreditieren“, sagte Giffey zu dem Vorfall.

Auch die Bürgermeister von Madrid und Wien wurden Opfer von Fälschungen

Auch in Madrid misstraute Bürgermeister José Luis Martinez-Almeida dem Videoanruf mit dem mutmaßlichen Bürgermeister Klitschko schnell und unterbrach das Gespräch, wie der Sprecher des Bürgermeisters, Daniel Bardavío Colebrook, bestätigte.

Der Bürgermeister der österreichischen Hauptstadt Wien, Michael Ludwig (SPÖ), hatte Klitschko bereits am Mittwoch falsch genannt. Offenbar hat er die Fälschung während des Gesprächs nicht bemerkt [www.wien.orf.at].

Ausstrahlung: rbb24 Inforadio, 25. Juni 2022, 10:20 Uhr

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