Idee für konzertierte Aktion: Scholz will steuerfreie Einmalzahlungen für Arbeitnehmer

Idee für konzertierte Aktion Scholz will steuerfreie Einmalzahlungen für Beschäftigte

26.06.2022 01:34

Die Lebenshaltungskosten steigen rasant. Massive Lohnerhöhungen zum Ausgleich könnten jedoch die Inflation weiter antreiben. Die Regierung will mit Arbeitgebern und Arbeitnehmern über Auswege diskutieren. Eines könnten steuerfreie Sonderzahlungen statt Hochlohnvereinbarungen sein

Einem Bericht zufolge will Bundeskanzler Olaf Scholz eine Einmalzahlung von Steuern und Abgaben durch die Arbeitgeber vorschlagen, um steigende Energiekosten auszugleichen. Diese solle im nächsten Jahr übertragen werden, berichtete „Bild am Sonntag“ („BamS“). Im Gegenzug sollten die Gewerkschaften in Tarifrunden auf einen Teil der Lohnerhöhungen verzichten.

Am 4. Juli will die Bundesregierung mit Gewerkschaften und Arbeitgebern über gemeinsame Maßnahmen gegen die hohe Inflation beraten. Diese sogenannte „konzertierte Aktion“ hatte Scholz Anfang Juni angekündigt, um eine Lohn-Preis-Spirale zu vermeiden. „Viele Dinge, die wir kaufen, sind teurer geworden. Lebensmittel, aber vor allem der Energiepreis. Wir merken, dass wir an der Tankstelle merken, wenn wir die Heizrechnung bezahlen müssen. Diesel, Gas, alles ist viel mehr Auto. Das ist ein Jahr her. Deshalb müssen wir uns vorbereiten“, sagte Scholz in seiner Videobotschaft „Kanzler kompakt“ vor dem G7-Gipfel in Elmau. Deutschland muss sich mit anderen einigen, was getan werden muss.

Die Idee, die Preiserhöhung mit Einmalzahlungen abzufedern, brachte auch der Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Rolf Mützenich, auf. „Sollten sich Arbeitgeber und Gewerkschaften auf Einmalzahlungen an die Beschäftigten einigen, um besonders schwierige Zeiten in den kommenden Monaten abzufedern, könnte auch der Staat deutlich aufstocken“, sagte die Funke Mediengruppe gegenüber Zeitungen. Er betonte aber auch: „Wir werden nicht alles abfedern können.“

Auch die „BamS“ spricht sich aus Sicht der Regierung für die Einmalzahlung aus, die die Bürger schnell erreicht und Beschäftigte mit niedrigen und mittleren Gehältern am meisten profitiert. Da aber nur 43 Prozent der Beschäftigten tariflich entlohnt werden, bedarf es weiterhin getrennter Lösungen für außertariflich Beschäftigte und Rentner mit geringer Rente. Daran wird derzeit gearbeitet.

Lindner erinnert an die Schuldenbremse

Die deutsche Inflationsrate erreichte im Mai mit 7,9 Prozent den höchsten Stand seit dem Winter 1973/1974. Ökonomen zufolge dürfte das Ende der Fahnenstange in der Preisentwicklung noch nicht erreicht sein, insbesondere wenn russische Gaslieferungen ausbleiben.

Auch SPD-Chef Lars Klingbeil sprach sich für eine Entlastung der Rentner aus. „Wir wollen als SPD, dass den Rentnern etwas passiert“, sagte Klingbeil auf einem Landestag der SPD Sachsen-Anhalt in Leuna. Darüber sollte in der Ampelkoalition gesprochen werden. Der Parteivorsitzende verwies auf die bisherigen Hilfsmaßnahmen. Allerdings muss die Frage diskutiert werden, ob der Staat mehr tun kann, um Menschen in der Krise zu unterstützen. Mit der Steuersenkung beim Tanken, dem 9-Euro-Ticket, der Energiepauschale im September/Oktober und weiteren Maßnahmen versucht die Regierung bereits, die Bürgerinnen und Bürger zu entlasten.

Ökonomen fordern einen gezielteren Einsatz der Hilfen. Mit Blick auf den Pfandrabatt sagte „Wirtschaft“ Veronika Grimm gegenüber der dpa: „Es wurde versucht, fossile Brennstoffe billiger zu machen, mit mäßigem Erfolg. Auch Marc Schattenberg, Volkswirt bei Deutsche Bank Research, warnte: „Die Unterstützung bedürftiger Haushalte könnte noch gezielter erfolgen als bisher.“

Bundesfinanzminister Christian Lindner machte deutlich, dass der Staat nicht alle Preiserhöhungen auffangen könne. „Weitere Entlastungsmaßnahmen sollten unter die Schuldenbremse geschoben werden“, sagte der FDP-Politiker der Rheinischen Post. Er betonte, dass in einer Wirtschaftskrise auch eine höhere Verschuldung erlaubt sei. Lindner wird seinen Haushaltsentwurf am 1. Juli dem Kabinett vorlegen.

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