Demaciat in Gefangenschaft
Das hat Azovstal mit dem Kommandanten von Mariupol gemacht
Sergei Volynsky ist fast nicht wiederzuerkennen. Der ukrainische Kommandant, der Asowstals Stahl in Mariupol verteidigte, hat auf einem aktuellen Foto vor zwei Monaten viel weniger auf den Rippen.
Gepostet: 30.06.2022 um 21:25 Uhr
|
Aktualisiert: 30.06.2022 um 22:13 Uhr
Der Ukrainer Sergei Wolynski (30 Jahre alt), Spitzname “Wolyna”, blieb monatelang im Stahl von Azovstal in Mariupol. Bis er sich zusammen mit anderen Soldaten am 16. Mai ergab und von russischen Streitkräften gefangen genommen wurde.
Nun ist ein Bild aufgetaucht, das zeigt, wie der Kommandeur der 36. Marinebrigade, 30, sein Aussehen verändert hat.
Während Volynsky in einem Video vom 13. April viel stärker aussieht, hat der 30-Jährige auf dem neuen Foto, das am Dienstag von mehreren russischen Telegram-Kanälen gepostet wurde, viel weniger auf den Rippen. Der Mann in schwarzer Hose steht mit Schaufel und Besen vor einer Wand. Neben ihm ein weiterer dünner Mann mit zwei Eimern, ebenfalls ein ukrainischer Soldat.
„Hier isst man besser als im Kampf“
Wie die Rationen in russischer Gefangenschaft aussahen, ist nicht bekannt. Auch während der Zeit im Stahl hat Wolynski wohl mangels Ernährung stark abgenommen.
In einem Interview des russischen Telegram-Kanals Milkchronicles sagte er am Montag: „Ich verstehe meine Situation, dass ich Kriegsgefangener bin. Um ehrlich zu sein, esse ich hier besser als während der Kämpfe.“ Es gab nur 50 Gramm Getreide pro Person und Tag. 186 Menschen mussten sich außerdem sechs bis acht Dosen Schmalz teilen, sagt er.
Ihm zufolge aßen die Kämpfer des Asowschen Regiments viel besser. Allerdings wollte er sich nicht mit den Männern anlegen, die in der Mehrheit waren. Diese Informationen können nicht unabhängig überprüft werden.
300 Gefangene ausgetauscht
Nach eigenen Angaben tauschten die ukrainische Armee und die russische Seite insgesamt knapp 300 Gefangene aus. Das Verteidigungsministerium der Ukraine in Kiew meldete am Mittwochabend, dass 144 ukrainische Soldaten wieder auf freiem Fuß seien. Es ist der größte Gefangenenaustausch seit Kriegsbeginn vor mehr als vier Monaten. Separatistenführer Denis Puschilin hingegen sprach von 144 prorussischen und russischen Kämpfern, die aus der Gefangenschaft in der Ukraine entlassen worden seien.
Unter den befreiten ukrainischen Soldaten befinden sich nach Angaben aus Kiew 95 Kämpfer, die den Kampfstahl verteidigten. Weitere 43 von ihnen sollen dem Asow-Regiment angehören. Ob Wolynski dabei sein wird, ist noch unklar. (Mann)