Am 28. Februar 2021 um 21:54 Uhr schoss ein Feuerball rund acht Sekunden lang über den englischen Himmel. Mehrere tausend Menschen sahen und hörten das kosmische Spektakel und seinen Überschallknall.
Nun stellt ein Forscherteam um Ashley King vom Natural History Museum in London in der Fachzeitschrift Science Advances die Ergebnisse von Analysen von Fragmenten des Meteoriten vor, die später in der Nähe von Winchcombe, einer Kleinstadt im Südwesten Englands, gefunden wurden. Folglich enthielt es nicht nur Wasser, sondern auch Aminosäuren. Also brachte er zwei der Substanzen mit, die für das Leben auf der Erde unerlässlich sind.
Der Meteorit muss etwa 30 Kilogramm gewogen und einen geschätzten Durchmesser von 30 Zentimetern gehabt haben, bevor er die Erdatmosphäre traf. Kaum ein halbes Kilo landete auf dem Boden, das größte Stück davon brach auf einer Straße in der Nähe von Winchcombe ab. Zwölf Stunden nach dem Einschlag fanden Meteoritenjäger 319,5 Gramm Splitter und Staub des kosmischen Boliden und verpackten sie in Plastiktüten.
Einige Fragmente des Winchcombe-Meteoriten wurden Stunden und Tage nach dem Einschlag des Asteroiden im Februar 2021 geborgen. © Mira Ihasz, Spire Global und University of Glasgow
„Dass der Winchcombe-Meteorit so schnell in die Hände der Wissenschaft gelangte, ist ein Glücksfall“, erklärt Dieter Heinlein. Normalerweise dauert es deutlich länger, sagt der Meteoritenspezialist vom Institut für Planetenforschung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Berlin-Adlershof. Fragmente verschwinden oft unter dichter Vegetation, versinken in Gewässern und werden erst Wochen später oder nie entdeckt. Je länger ein Meteorit im Freien ist, desto stärker wird er mit terrestrischem Material kontaminiert, etwa von Tieren oder Menschen, die bei Berührung Aminosäuren und genetisches Material auf den Fund übertragen.
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Ein „frischer“ Meteorit wie der von Winchcombe erlaubt einen wolkenfreien Blick auf die Anfänge unseres Sonnensystems, als sich gerade die Sonnen- und Gasplaneten Jupiter und Saturn bildeten. In den äußeren, kalten Regionen seien „Klumpen und kleine Himmelskörper entstanden, in denen sich neben festem Wassereis auch Kohlenstoff und damit das Grundelement des Lebens befand“, sagt der DLR-Asteroidenspezialist Alan Harris vom Berliner Planetarium Institut. Forschung
Nicht nur Wasser, sondern auch andere lebenswichtige Moleküle
Abgelenkt von der Schwerkraft des Jupiter, könnten diese Asteroiden in die inneren Teile des Planetensystems eingedrungen sein und dort zur Bildung der Erde beigetragen haben. Sie könnten auch unseren Planeten mit Wasser versorgt haben. Einige dieser Asteroiden, die Kohlenstoff und Wassereis enthalten, haben bis heute in der äußeren Zone des Asteroidengürtels überlebt.
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Einige dieser kosmischen Trümmer werden in die Nähe der Erdumlaufbahn geschleudert, wenn sie mit anderen Gesteinsbrocken kollidieren. Laut King und Daly löste sich der Winchcombe-Meteorit erst vor wenigen Jahrtausenden von seinem Mutterkörper und umkreiste die Erde. „Wenn man diese Meteoriten erhitzt, geben sie viel Wasser ab“, erklärt Alan Harris. Sie können daher durchaus als Versorger des Urwassers der Erde angesehen werden. Die Analyse sowohl des Winchombe-Meteoriten als auch anderer außerirdischer Teile ergab reichlich Wasser mit einer Wasserstoffisotopensignatur, die sich kaum von der des Wassers auf der Erde unterscheidet.
Aminosäuren, die Bausteine von Proteinen, ohne die das Leben auf der Erde nicht existieren kann, wurden auch in den Trümmern des Winchcombe-Meteoriten gefunden. Diese könnten auch in Meteoriten auf die Erde gekommen sein. Auf jeden Fall sind diese Befunde nicht ungewöhnlich. Proben, die von einer japanischen Sonde vom Asteroiden Ryugu mitgebracht wurden, enthielten ebenfalls viele Aminosäuren. „Wir warten nun gespannt auf Proben vom Asteroiden Bennu, den die US-Mission Osiris-Rex am 24. September 2023 zur Erde bringen soll“, sagt Alan Harris.
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