Loosdorfer Porzellan nach Japan restauriert

Kultur

In Japan hat er eine jahrhundertealte Porzellansammlung aus Schloss Loosdorf (Kreis Mistelbach) wiederbelebt, die Ende des Zweiten Weltkriegs von russischen Soldaten verwüstet wurde. Aus etwa 700 Fragmenten konnten 31 Objekte restauriert werden.

07.03.2022 21.09.2022

Ab heute, 9.21 Uhr online

„Als ich die tausenden Fragmente von Schloss Loosdorf sah, dachte ich sofort, die Welt muss diesen Schatz kennen“, sagte die bekannte japanische Teezeremonie-Meisterin Machiko Hoshina der Deutschen Presse-Agentur (dpa) in Tokio. Dank seiner Initiative konnte ein Team japanischer Experten vor Ort mehrere wertvolle Kunstwerke aus traditionellem Imari-Porzellan, genannt „Old Imari“ (ko-Imari), identifizieren. Sie sind derzeit im Arush Kyushu Ceramics Museum ausgestellt, bevor sie im August nach Österreich zurückkehren.

Vor dem Hintergrund der erneuten Zerstörung durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine habe das von Hoshina initiierte Restaurierungsprojekt eine besondere Friedensbotschaft, sagte Schlossbesitzer Gabriel Piatti der dpa bei einem Besuch in Japan. Das Keramikmuseum der Präfektur Saga auf der südjapanischen Hauptinsel Kyushu, Heimat von Imaris Porzellan, zeigt unter dem Titel „Die Tragödie von Schloss Loosdorf“ bis zum 18. Juli die Porzellansammlung seiner Familie, zum einen, dass Krieg nur Zerstörung bringe. „Aber auch, dass die Geschichte dahinter nicht zerstört werden kann“, sagte Piatti der dpa in Tokio.

Piatti Die Ausstellung zeigt nicht nur zusammengesetzte Vasen, sondern auch unvollkommene, wie diese Scherbenhaufen

Die „Schönheit der Unvollkommenheit“

Gleichzeitig zeigten die von den Japanern restaurierten Kunstwerke „Schönheit in Unvollkommenheit“, sagte Piatti. Genau das entspreche „Wabi-Sabi“, dem japanischen Ästhetikbegriff, erklärte der Meister der Hoshina-Teezeremonie. Schönheit liegt gerade im Fehlerhaften, im Unvollkommenen. So zeigt die Ausstellung nicht nur durchgezeichnete Vasen, deren Bruchstellen bewusst sichtbar gelassen wurden, sondern auch Fragmente zerstörter Objekte.

Über Jahrzehnte bewahrte die Familie Piatti das von den Russen zerbrochene und über Generationen gesammelte Porzellan aus Japan, China und Europa als Denkmal für Gewalt und Krieg im „Scherbenzimmer“ des Schlossmuseums auf.

Das von Hoshina initiierte Projekt hat nun auch in Österreich das Interesse der Fachwelt im kaputten Raum von Schloss Loosdorf geweckt. Hoshina erwartet mehr Kooperationsmöglichkeiten in Europa für japanische Fachleute und Kunsthandwerker. Gleichzeitig will sie dazu beitragen, dass das Interesse an traditionellem japanischen Kunsthandwerk nicht nur im Ausland, sondern auch in der japanischen Heimat wiederbelebt wird.

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