9-Euro-Ticket: Verkehrsunternehmen verlangen eine Pauschale für den öffentlichen Nahverkehr

Nach dem 9-Euro-Ticket gibt es künftig auch eine deutschlandweit einheitliche Flatrate für den öffentlichen Nahverkehr. Der Verband der Verkehrsunternehmen (VDV) forderte es und schlug eine monatliche Gebühr von 69 Euro für den Regional- und Stadtverkehr vor.

Johannes Pennekamp

Redakteur Wirtschaftsberichterstattung, verantwortlich für “The Lounge”.

„Das muss schnell entschieden werden, wir können nicht bis Herbst warten“, sagte VDV-Geschäftsführer Oliver Wolff in einem Redaktionsgespräch mit der FAZ am Donnerstag in Berlin. Dafür erhielt er die Unterstützung von Grünen-Chefin Ricarda Lang. „Wir werden das Modell in der Koalition diskutieren, aber eines ist klar: Wir brauchen eine Monitoring-Regelung, die, wie vom Bundesverkehrsminister vorgeschlagen, bundesweit möglichst einheitlich angewendet wird und wirtschaftlich, also auch sozial, ist.“ .

Politisch stellt eine solche schnelle Regulierung eine große Herausforderung dar, da zunächst die Finanzierung sichergestellt werden muss. Vorerst ist vereinbart, dass die drastische Senkung der ÖPNV-Preise auf 9 Euro im Monat nach drei Monaten Ende August ausläuft. Er ist Teil des ersten Hilfspakets der Bundesregierung als Reaktion auf den Krieg in der Ukraine und stößt auf große Zustimmung in der Bevölkerung: Mehr als 31 Millionen neue Nutzer und Abonnenten profitierten allein im Juni von dem günstigen Tarif.

„In Infrastruktur investieren“

Der VDV schätzt die Kosten für ein solches Ticket von 69 Euro auf etwa 2 Milliarden Euro pro Jahr. Sie wären weniger als die 2,5 Milliarden Euro, die der Bund in den drei Monaten der 9-Euro-Banknote an die Länder überweist, um entgangene Ticketeinnahmen auszugleichen. Zur Finanzierung brachte Wolff die Idee eines weiteren Spezialfonds, etwa des der Bundeswehr, auf. Für eine Nachfolgeregelung wäre jedenfalls eine Gesetzesänderung in den Sommerferien erforderlich. Bislang ist geplant, dass der Bundestag erst am 6. September wieder zusammentritt, die Abgeordneten aber womöglich trotzdem zu einer Sondersitzung zusammenkommen müssen.


Die Chefin der Grünen machte deutlich, dass sie nicht auf ein bestimmtes Modell setzen will. Derzeit kursieren mehrere Vorschläge, aber dass das 9-Euro-Ticket einfach verlängert wird, scheint ausgeschlossen. Verbraucherzentralen wollen ein Ticket für 29 Euro im Monat. „Wir stehen vor der Aufgabe, zwei Ziele gleichzeitig erreichen zu müssen“, sagte Lang. „Wir wollen ein günstiges Ticket und gleichzeitig die Qualität des Angebots verbessern, das heißt, in die Infrastruktur investieren.“

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Dagegen mahnte der Präsident des Deutschen Städtetages, Markus Lewe, Politiker sollten nicht den Eindruck erwecken, “dass die Partei nur hinterherläuft”. Er sagte: “Wir erleben nicht nur einen Wendepunkt, sondern einen echten Bruch.” Er befürchtet, dass er bei weiter steigenden Energie- und Personalkosten bald ein ganz anderes Thema meistern wird: „Meine Sorge ist, dass Transportunternehmen an Gewicht verlieren. Ihre Leistungen“, warnte Lewe, der auch Oberbürgermeister von Münster ist. “Dann konnten wir noch drei Monate die öffentlichen Verkehrsmittel genießen, aber das war alles.” Er forderte die Bundesregierung auf, ihre Regionalisierungsgelder von derzeit 10 Milliarden Euro in den nächsten Jahren deutlich aufzustocken, damit das Angebot nicht nur aufrechterhalten, sondern langfristig ausgebaut werden könne.

Auch der Grünen-Politiker teilte die Sorge. „Es wäre klimapolitisch verrückt, wenn wir aus Kostengründen jetzt damit beginnen müssten, den ÖPNV einzuschränken“, warnte er. „Und das wäre auch nicht gesellschaftsfähig. Wir sehen jetzt, wie groß das Interesse der Bevölkerung an öffentlichen Verkehrsmitteln ist.“ Er sieht auch, dass der Bund in der Pflicht steht, die Mehrkosten eines Einheitstickets zu finanzieren: Er muss einen Teil tragen.“


Dagegen plädierte VDV-Geschäftsführer Wolff dafür, dass sich Bund und Länder jeweils zur Hälfte an den Kosten beteiligen. Er machte auch deutlich, dass es über eine neue „Bahncard 100 für den öffentlichen Nahverkehr“ hinaus auf regionaler Ebene unterschiedliche Tarifangebote geben müsse. Für Gelegenheitsfahrer soll es noch ein passendes Angebot wie Einmalfahrten oder 24-Stunden-Tickets geben. Andererseits soll es Sozialtarife für Menschen geben, die sich eine Monatskarte von 69 Euro nicht leisten können. Er regte daher an, mit Blick auf ein einheitliches Ticket eine schnelle Lösung für September zu finden, das Modell dann aber weiter auszubauen und auf eine nachhaltige Basis zu stellen.

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