Stand: 20.07.2022 20:26
Deutschland stöhnt weiter unter extrem hohen Temperaturen: An verschiedenen Orten wurden mehr als 40 Grad gemessen. Sechs Bundesländer verzeichneten Allzeithochs. Die Abkühlung ist in Sicht, aber auch starke Stürme.
In sechs Bundesländern wurden nach vorläufigen Angaben die höchsten Temperaturwerte seit Beginn der Wetteraufzeichnungen gemessen. Der Mittwoch war nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes auch der bisher heißeste Tag des Jahres 2022 und einer der heißesten der Geschichte.
Spitzenreiter um 15.30 Uhr sei Bad Mergentheim-Neunkirchen mit 40,3 Grad, sagte ein Sprecher des Deutschen Wetterdienstes (DWD). Damit lag die bisherige Höchsttemperatur für Baden-Württemberg im August 2003 bei 40,2 Grad, die damals in Freiburg gemessen wurden.
Hitzewelle in Deutschland: Neue Rekorde in mehreren Regionen
Heiko Neumann, HR, Daily News um 20:00 Uhr, 20. Juli 2022
Mehrere Länder messen Höchstwerte
Außerdem wurden in Hamburg-Neuwiedenthal 40,1 Grad gemessen, was ein Rekord für Hamburg war, sowie jeweils 40,0 in Barsinghausen-Hohenbostel in Niedersachsen und Huy-Pabstorf in Sachsen-Anhalt. In Mecklenburg-Vorpommern wurde in Boizenburg ein Landesrekord von 39,4 Grad und in Schleswig-Holstein ein Landesrekord von 39,1 Grad in Grambek gemessen.
Seit Beginn der Aufzeichnungen wurden in Deutschland bereits zum zehnten Mal Temperaturen von über 40 Grad an einem Tag gemessen, zuletzt am 25. Juli 2019.
Netzkabel können Hitze nicht standhalten
Die Hitze schmolz die Ummantelung der Elektrokabel in Baden-Baden, Baden-Württemberg, und verursachte einen flächendeckenden Stromausfall. Das teilten die Stadtwerke mit. Zuvor hatte der SWR berichtet. Rund 10.000 Menschen waren betroffen, auch Notruf und Ampel fielen aus. Laut der Website der Stadtwerke war auch das Internet in der ganzen Stadt gestört.
Der Hitze trotzen: Lösungen für Kommunen
Jan Koch, WDR, Tagesausgaben 22.30 Uhr, 19. Juli 2022
Berlin unterstützt die erste Thermen-Notunterkunft
Berlins Sozialsenatorin Katja Kipping hat die erste Hitzenotunterkunft der Stadt eröffnet. Die Senatssozialverwaltung unterstütze die Ausstattung mit 100.000 Euro, sagte Kipping bei der Anlaufstelle für Obdachlose an heißen Tagen. Träger des Modellvorhabens ist der Internationale Bund (IB). In der Notunterkunft im Stadtteil Schöneberg können sich nach Angaben der Sozialverwaltung täglich von 10 bis 20 Uhr bis zu 30 Obdachlose aufhalten, duschen und ausruhen. Dort erhielten sie Essen und Trinken sowie Kleidung und Sonnenschutzmittel.
Der Bundesverband Lebenshilfe kritisiert, dass Menschen mit Behinderungen oft nicht ausreichend vor Hitze geschützt seien. Das liegt unter anderem daran, dass sie in Gebäuden leben und arbeiten, die nicht gut vor Hitze geschützt sind. Hitzeschutz sei wichtig, weil Menschen mit geistiger Behinderung die Gefahren von Hitze und Sonneneinstrahlung teilweise nicht kennen oder sich nicht selbstständig an die Verhaltensregeln halten können, sagte Jeanne Nicklas-Faust, Bundesgeschäftsführerin der Lebenshilfe.
Auch der Beauftragte der Bundesregierung für Menschen mit Behinderungen, Jürgen Dusel, forderte eine stärkere Berücksichtigung der Belange von Menschen mit Behinderungen in der Diskussion um Wärmeschutzkonzepte. Auf der Website des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe gibt es eine Rubrik „Sicher durch den Sommer“. Allerdings fehlten entsprechende Informationen in Leichter Sprache und Gebärdensprache. Angesichts zunehmender Wetterextreme warnen Mediziner vor zahlreichen Hitzetoten bei künftigen Hitzewellen.
Der Sturm naht
Der Donnerstag sollte sich im ganzen Land etwas abkühlen. Bis zum Nachmittag soll es laut DWD-Prognose vor allem im Westen und Südwesten Deutschlands zu Unwettern mit „lokalem Unwetterpotenzial“ kommen. Besonders betroffen ist die südliche Hälfte Baden-Württembergs. Es könnte zu starken Regenfällen, starken Windböen von bis zu 100 Stundenkilometern und größerem Hagel kommen.
Nach Angaben des DWD sollen sich die Unwetter in der Nacht zum Donnerstag auf Nordosten ausbreiten. Es kann mehrere Stunden lang stark regnen. Insgesamt lassen die Unwetter am Donnerstag nach.
vielerorts brennt es
Bei zahlreichen Bränden in ganz Deutschland wurden nach Angaben von Polizei und Feuerwehr mehrere Menschen in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen verletzt und mussten in Krankenhäuser gebracht werden; Es bestand keine Lebensgefahr. Ein Flächenbrand breitete sich am Dienstagabend auf einen Bauernhof bei Alsdorf bei Aachen aus. Bei diesem Einsatz wurden sieben Menschen meist leicht verletzt, zwei Feuerwehrleute mussten ins Krankenhaus eingeliefert werden.
Nach Angaben der örtlichen Feuerwehr im baden-württembergischen Kronau erlitt ein Feuerwehrmann bei einem Flächenbrand eine Rauchvergiftung und musste in ein Krankenhaus gebracht werden. Im nordrhein-westfälischen Hennef rückten Feuerwehrleute am Dienstagabend zu einem größeren Waldbrand nahe einem Standort der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg aus, dessen Brandfahne kilometerweit zu sehen war.