Ab: 23.07.2022 16:41
Bisher sah die WHO keinen Anlass, wegen Affenpocken einen Gesundheitsnotstand auszurufen. Doch angesichts der weiteren Ausbreitung trat die Umkehrung ein: WHO-Generaldirektor Tedros erklärte einen „Notstand von internationaler Bedeutung“.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat den Ausbruch der Affenpocken in mehr als 60 Ländern zu einem „Notfall von internationaler Bedeutung“ erklärt. Das teilte der Generaldirektor der WHO, Tedros Adhanom Ghebreyesus, in einer Pressekonferenz mit. Die Einstufung dient der Sensibilisierung der Mitgliedsländer, hat aber keine direkten praktischen Konsequenzen, da die Regierungen selbst über etwaige Maßnahmen in ihren Ländern entscheiden.
Bei ihrem ersten Affenpocken-Notfalltreffen im Juni rieten Experten dem WHO-Generalsekretär, nicht die höchste Alarmstufe auszurufen. Seitdem breiten sich die Infektionsfälle jedoch aus. Tedros nannte die Zahl von mehr als 16.000 bestätigten Fällen in mehr als 60 Ländern, von denen viele zuvor praktisch keine Fälle von Affenpocken hatten. Es gab mehr als 240 Fälle in sechs afrikanischen Ländern, in denen das Virus zuvor Menschen infiziert hatte. In Deutschland meldete das Robert-Koch-Institut (RKI) am Freitag fast 2.300 nachgewiesene Infektionen.
Kürzlich in Corona ausgeschrieben
Der Gesundheitsnotstand wurde erst sechs Mal ausgerufen, zuletzt im Januar 2020 aufgrund der rasanten Ausbreitung des damals noch neuartigen Coronavirus. Ein „Notfall von internationaler Bedeutung“, um den offiziellen Begriff zu verwenden, wird für ein „schweres, plötzliches, ungewöhnliches und unerwartetes“ Gesundheitsproblem erklärt, das sich auf andere Länder ausbreiten kann.
Affenpocken, ein weniger gefährlicher Verwandter der Pocken, die vor etwa 40 Jahren ausgerottet wurden, kommen häufig in West- und Zentralafrika vor. Seit Mai breiten sich Affenpocken aber auch in anderen Ländern aus, vor allem in Westeuropa, darunter Deutschland.
Typische Symptome der Krankheit sind hohes Fieber, geschwollene Lymphknoten und windpockenähnliche Pusteln. Die Krankheit wird durch engen Körper- und Hautkontakt von Mensch zu Mensch übertragen. In aktuellen Fällen in Europa und Nordamerika erfolgte die Übertragung – nach derzeitigem Kenntnisstand – fast immer bei sexuellen Kontakten. Das RKI weist auf seiner Website jedoch ausdrücklich darauf hin, dass das Risiko nicht auf sexuell aktive Menschen beschränkt ist. “Jeder, der engen körperlichen Kontakt mit einer infektiösen Person hat, kann sich anstecken.”