„Ich stehe dazu“, verteidigt Merz den Privatflug zu Lindners Hochzeit
24.07.2022, 23:28
Die Bilder lösten Anfang des Monats Kritik aus: Merz und seine Frau flogen mit einem Privatjet zur Hochzeit von Finanzminister Lindner und dem Journalisten Lehfeldt. Im ZDF-Sommerinterview nimmt der CDU-Chef Stellung zu der Sache. Auch vom sächsischen Ministerpräsidenten Kretschmer distanzierte er sich erneut.
CDU-Chef Friedrich Merz hat seine Reise mit dem Privatjet zur Hochzeit von Finanzminister Christian Lindner verteidigt. Die Anreise mit dem Flugzeug bereue er nicht, sagte Merz im „Sommerinterview“ des ZDF. „Um es einfach auszudrücken: Ich verbrauche in diesem kleinen Flieger weniger Sprit als jeder Dienstwagen der Bundesregierung. Und deshalb fliegt er.“ Er nutzt sein Flugzeug hauptsächlich für berufliche Zwecke. „Ich bleibe und es ist, wenn du willst, ein alter Traum von mir.
Bilder von Merz und seiner Frau Charlotte machten Anfang Juli Schlagzeilen. Der CDU-Chef fuhr die Maschine selbst nach Sylt, wo FDP-Chefin Lindner und Politjournalistin Franca Lehfeldt heirateten. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir reagierte am Sonntagabend auf Twitter. Als Mitglied der von Friedrich Merz geführten Bundesregierung gönnte er sich einen kurzen Faktencheck: „Mein Dienstwagen ist ein Elektroauto und verbraucht daher keinen Sprit. Mein Fahrrad auch nicht“, schrieb der Grünen-Politiker und veröffentlichte Ein Eintrag. ein Lächeln mit einem Augenzwinkern.
Bei den Sanktionen sieht Merz in der CDU kein Ost-West-Gefälle
Inzwischen hat sich Merz auch zu anderen aktuellen Themen geäußert. Er hat sich erneut von den Äußerungen des sächsischen Ministerpräsidenten und CDU-Abgeordneten Michael Kretschmer zu den Sanktionen gegen Russland distanziert. „Mit Michael Kretschmer haben wir einen Ministerpräsidenten in unseren Reihen, der das aus sächsischer Sicht anders sieht, aber das ist auch nicht die Sicht der Union“, sagte Merz. Kretschmer erklärte am Dienstag, Deutschland müsse im Krieg zwischen Russland und der Ukraine vermitteln und dafür sorgen, „dass dieser Krieg einfriert“. Russische Rohstoffe werden weiterhin benötigt.
Merz betonte, dass es bei Sanktionen kein Ost-West-Gefälle gebe. Kretschmer ist nicht der einzige Ministerpräsident im Osten. “Er ist nicht der einzige, und alle anderen ostdeutschen Ministerpräsidenten sind anderer Meinung, die CDU auch.” Für die Raffinerie im brandenburgischen Schwedt, die praktisch ganz Ostdeutschland beliefert, müssten Alternativen zum russischen Öl gefunden werden, sagte Merz. „Es ist völlig klar, dass wir ein nationales Interesse daran haben, das Angebot aufrechtzuerhalten. Wir diskutieren den Weg, aber nicht das Ziel.“ Ostdeutschland ist von den wirtschaftlichen Folgen des Ukraine-Krieges und des europäischen Ölembargos gegen Russland besonders betroffen, weil die Raffinerien Schwedt in Brandenburg und Leuna in Sachsen-Anhalt seit Jahrzehnten russisches Öl über die Gaspipeline „Druschba“ beziehen.
Frauenquote „die zweitbeste Lösung“
Zudem bekräftigte Merz seine skeptische Haltung gegenüber einer Frauenquote in der CDU. Obwohl er nun einen Kompromissvorschlag für eine Quote gemacht habe, halte er diese noch immer für “die zweitbeste Lösung”, sagte der Parteichef. Dass der geringe Frauenanteil in der CDU ein Problem ist, hat er nie bestritten. “Aber es ist nicht das größte Problem im Land.” „Ich möchte, dass wir genug Frauen in der Partei haben, mehr als heute“, sagte Merz. “Ich würde mir wünschen, dass junge Frauen in der Partei und in der Partei arbeiten. Aber das sind Tatsachen- und weniger Personalfragen.”
Der Frauenanteil in der CDU hat sich seit den 1990er Jahren kaum verändert. Im Bundestag hat die Union derzeit einen Frauenanteil von 23,5 Prozent, bei den Parteimitgliedern sind es 26,6 Prozent. Auch die Altersstruktur gilt als Problem: Das Durchschnittsalter der Mitglieder liegt bei 60,8 Jahren. Der Parteitag am 9. und 10. September in Hannover soll über die seit Jahren diskutierte Frauenquote entscheiden. Merz hatte im Juni vorgeschlagen, bis 2025 schrittweise eine 50-Prozent-Frauenquote für Parteivorstände auf Kreisebene einzuführen. Sie soll aber auf fünf Jahre befristet werden.
Die Bild-Zeitung berichtete Mitte Juli, dass sich innerhalb der Union Widerstand gegen Merz’ Plan aufbaue. Demnach arbeiten unter anderem Vertreter der Jungen Union und des Wirtschaftsflügels daran, die Quote zu umgehen. Sie wollten eine Geschäftsordnung einführen, um eine geheime Abstimmung statt Handzeichen zu erzwingen, in der Hoffnung, dass es dann eine klare Mehrheit gegen die Quote gibt.
“Das Tempolimit ist ein symbolisches Problem”
In der Debatte um die Reduzierung des Energieverbrauchs sprach sich Merz gegen ein Tempolimit aus. „Das Tempolimit ist ein Symbolthema“, sagte der CDU-Chef dem ZDF. „So würden wir die Probleme weder ökologisch noch verkehrstechnisch lösen.“ Die CDU habe dazu “eine ganz klare gemeinsame Position”. Auch wenn es in der CDU vereinzelte Tempolimit-Verfechter gibt, die ein Tempolimit einführen wollen, „hätte ich das nicht gedacht“, sagte Merz. Damit würden die Probleme des Landes nicht gelöst. Es gebe “vielleicht drei Prozent der Strecken, auf denen in Deutschland kein Tempolimit gilt”.
Auf die Frage, ob das Tempolimit als Faustpfand in einer breiteren Debatte um Energieeinsparung und Energiesicherheit eingesetzt werden könne, sagte Merz: „Wenn die Bundesregierung ernsthaft mit uns reden will, was sie derzeit nicht tut“, so die CDU . er sei “in kürzester Zeit bereit”. Allerdings könne dies nicht nach dem bisher praktizierten Motto “Friss den Vogel oder stirb” geschehen, sagte Merz. “Das ist keine Möglichkeit, damit umzugehen, und wir werden sehr hart auf unseren Positionen sein.”