Gepostet am 18. Juni 2022, 17:29 Uhr
Die Solidarität mit den ukrainischen Flüchtlingen ist groß. Jetzt versuchen Nicht-Ukrainer, dies auszunutzen, indem sie sich als Ukrainer ausgeben, um Flüchtlingen günstige oder kostenlose Angebote zu unterbreiten.
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Die Solidarität mit ukrainischen Flüchtlingen und die Zahl der Angebote für ukrainische Flüchtlinge ist groß.
20min / Celia Nogler
Einige Ukrainer nahmen ihre Haustiere statt mehr Gepäck mit. Im Ausland angekommen, versuchen sie, die fehlenden Gegenstände zu organisieren.
AFP / Sakis Mitrolidis
Doch einige Zuschauer versuchen, Solidarität auszunutzen. Ein Reporter-Leser berichtete über eine Person, die sich als Ukrainerin ausgab, um kostenloses Katzenfutter zu erhalten.
Tamedia / Madeleine Schoder /
Nur mit einem Koffer, Kleidern und ihrem Haustier fliehen viele Ukrainer ins Ausland. Bei der Ankunft organisieren einige Artikel wie Kleidung, Toilettenartikel oder Tiernahrung. Dabei finden sie hierzulande Solidarität und erhalten vieles umsonst oder vergünstigt.
Perfekte Kenntnisse der deutschen Baffle-Verkäufer
Aber für Menschen, die ihre Artikel zum Teil sogar kostenlos anbieten, ist es mittlerweile schwierig, Beratungen ukrainischer Flüchtlinge von Fälschungen zu unterscheiden. Das sagt uns die AD*-Lesejournalistin: „Perfektes Deutsch, korrekte Kommasetzung, tadellose Grammatik, sogar Groß- und Kleinschreibung waren perfekt. Gleichzeitig sagte er, er spreche kein Deutsch.“ So sei AD* schon bei der ersten E-Mail eines potenziellen Kunden misstrauisch geworden.
Aber nicht nur die perfekten Deutschkenntnisse stärkten sein Gefühl. Der angebliche Ukrainer bat auch sofort um mehr Essen. Als AD* den Betroffenen aufforderte, seinen ukrainischen Pass zur Abholung mitzubringen, „um sicherzustellen, dass jemand ihn wirklich braucht“, brach der Kontakt abrupt ab. Sie war wütend und enttäuscht darüber, dass diese „Parasiten die Gutmütigkeit und Knechtschaft anderer Menschen ausnutzen“.
Auch Leserin MA* ist davon überzeugt, von einem falschen Ukrainer kontaktiert worden zu sein. Auf der Verkaufsplattform Tutti schrieb ihm eine Frau wegen eines Fahrradschlosses und gab vor, mit ihren Kindern wegzulaufen. Sie wollten das Schloss umsonst haben. „Es ließ mich vermuten, dass die Frau mir in perfektem Deutsch schrieb und mir als Flüchtling ein Fahrradschloss für alles kaufen wollte“, sagt MA*. Außerdem verkaufte er Kleidung, ein Lehrbuch für Schweizerdeutsch, Geschirr und Möbel, Dinge, die Flüchtlinge laut MA* nach dem Flug mehr brauchen sollten als Fahrradschlösser.
Nutzer nutzen Solidarität und Notfälle
Das Anzeigenportal Tutti.ch bestätigt auf Nachfrage, dass es seit Kriegsbeginn User gibt, die sich als ukrainische Flüchtlinge ausgeben. „Sie wollen von der Solidarität profitieren“, sagte Mojca Fuks, eine Sprecherin von Tutti media. Allein in den letzten zwei Wochen sind vier bestätigte Beschwerden eingegangen. „Bestätigt sich ein Verdacht, wird das entsprechende Fallout-Benutzerkonto gesperrt“, sagt Fuks. Auch während der Haft gab es Nutzer in Tutti, Anibis und Ricardo, die „die Notsituationen und die Solidaritätsbewegungen ausnutzen wollten“.
Bisher beschränkten sich diese Betrügereien auf Online-Aktivitäten. Organisationen wie Caritas und Flüchtlingshilfe haben bisher keinen Versuch unternommen, sich als Nichtukrainer mit (kostenlosen) Angeboten für ukrainische Flüchtlinge zu bereichern.
* Den Verlegern bekannter Name