Stand: 18.06.2022 21:37 Uhr
Der Samstag war der bisher heißeste Tag des Jahres in Deutschland, ohne jedoch den absoluten Rekord zu brechen. Auch ein Großteil Europas wurde von einer für diese Jahreszeit ungewöhnlichen Hitzewelle heimgesucht.
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hat am Samstag in weiten Teilen Deutschlands sehr hohe Temperaturen gemessen. Die befürchteten Rekordwerte von mehr als 38 Grad blieben aus.
Die höchsten Werte wurden nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) am späten Nachmittag an den Stationen Waghäusel-Kirrlach am Oberrhein (Baden-Württemberg) und Bad Kreuznach (Rheinland-Pfalz) gemessen. Hinter den dort gemessenen 37,1 Grad lag nach DWD-Angaben Möhrendorf-Kleinseebach im mittelfränkischen Landkreis Erlangen-Höchstadt (Bayern) mit 36,8 Grad, gefolgt von Trier-Zewen (Rheinland-Pfalz) mit 36,6 Grad und Kahl am Main der unterfränkische Landkreis Aschaffenburg an der Grenze zwischen Bayern und Hessen mit 36,5 Grad.
Die Hitzewelle zieht durch Deutschland und Europa
Michael Immel, HR, Daily News um 20:00 Uhr, 18. Juni 2022
Neu verlorener Rekord
Der Sonntag könnte in Ostdeutschland noch heißer werden als der Samstag. Rund um Jena oder Cottbus könne es bis zu 38 Grad heiß werden, sagte ein DWD-Meteorologe.
Von all diesen Werten ist der deutsche Temperaturrekord noch weit entfernt. Am 25. Juli 2019 wurden laut DWD an den Bahnhöfen Duisburg und Tönisvorst (bei Krefeld) 41,2 Grad Celsius gemessen. Auch die Werte vom Samstag sind keine Rekord-Juni-Werte: Ende Juni 2019 wurden an verschiedenen Orten Werte um die 39 Grad gemessen.
Aufgrund der Dürre besteht in vielen Teilen Deutschlands nach wie vor eine hohe Waldbrandgefahr. Als stabil galt hingegen die Lage beim Waldbrand bei Frohnsdorf nahe der brandenburgischen Stadt Treuenbrietzen (zwischen Potsdam und Lutherstadt Wittenberg). Der Brandort könne eingegrenzt werden, sagte Raimund Engel, Waldbrandschutzbeauftragter des Landes Brandenburg. Am Freitag gab es einen Waldbrand auf etwa 60 Hektar, während sie etwa gut 40 Hektar groß sind.
Ein Hubschrauber der Bundespolizei musste bis zum Einbruch der Dunkelheit Löschwasser über das Gebiet gießen. Die Arbeit der Feuerwehrleute in mehreren Landkreisen wird durch gefährliche Sprengkörper in der Umgebung behindert.
Laut Wissenschaftlern ist die Zunahme von Hitzewellen und Dürren eine direkte Folge der globalen Erwärmung. Sowohl die Intensität als auch die Dauer und Häufigkeit dieser Phänomene nehmen zu.
Der Staub hat die Sonne wohl etwas geschützt
Dass es nicht so extrem war, könnte laut DWD daran liegen, dass die heiße Luft auch Staub aus der Sahara nach Deutschland brachte, der die Sonnenstrahlen etwas schützte. Am Sonntag soll es laut Meteorologen wieder sehr heiß werden. Auch die UV-Strahlung wird auf hohe Werte zurückkehren.
Die ersten starken Unwetter werden in der Nacht zum Sonntag erwartet. Windböen mit 95 Stundenkilometern könnte es laut DWD lokal in Norddeutschland geben, dazu Hagel und Starkregen, später am Montagabend auch in Mitteldeutschland auf einem Streifen von Rheinland-Pfalz bis zur Neiße.
Rekordtemperaturen in Frankreich
In Frankreich wurden mehrere lokale Temperaturrekorde gebrochen: Der höchste lag bei 42,9 Grad in Biarritz. Der Wetterdienst Météo France sprach von der ersten Hitzewelle seit 1947. In elf Gebieten wurden im Juni neue Temperaturrekorde aufgestellt. Im ganzen Land wurden verschiedene Festivals, Sport- und Kulturveranstaltungen abgesagt.
Im spanischen Sevilla wurden 49 Grad gemessen. Bild: dpa
Waldbrände in Spanien
In Spanien, das ebenfalls von der ungewöhnlichen Hitze betroffen ist, haben Waldbrände in den vergangenen Tagen Tausende Hektar Land verwüstet. In der Sierra de la Culebra im Nordwesten waren bis zu 20.000 Hektar betroffen. 14 Bevölkerungsgruppen wurden vorsorglich evakuiert. In mehreren anderen Regionen bekämpften Rettungsdienste weitere Brände.
Der Rekord für diese Hitzeperiode wurde am vergangenen Freitag im andalusischen Andújar mit 44,2 bis 44,3 Grad gemessen.
Auch andere Länder dürften betroffen sein
In Großbritannien haben die Behörden den dritten Tag in Folge neue saisonale Temperaturrekorde aufgestellt. In Norditalien leidet die Poebene unter der schlimmsten Dürre seit 70 Jahren, wobei einige Gemeinden die Wasserversorgung rationieren. Nach Angaben des Agrarverbandes Coldiretti ist die Hälfte der dort angebauten Flächen bedroht.
Hitzewelle in Deutschland und Europa
Stefan Runden, NDR, 18.6.2022 14:07 Uhr