Ab: 14.08.2022 18:41
In der Ostsee und im Stettiner Haff wurden nach Angaben des Umweltministeriums in MV bis Sonntagabend keine toten Fische entdeckt. Warum die Tiere in der Oder sterben, ist noch unklar. Am Abend ist ein Treffen auf höchster Ebene in Stettin geplant. Der Umweltminister von Mecklenburg-Vorpommern, Till Backhaus (SPD), wartet auf Aufklärung von polnischer Seite.
Landesumweltminister Backhaus ging am Samstag davon aus, dass in naher Zukunft auch im westpommerschen Teil des Stettiner Haffs Leichen entdeckt werden könnten. Bis Sonntagabend sagte Backhaus dem NDR Nordmagazin, dass weder im Stettiner Haff noch in der Ostsee tote Fische entdeckt worden seien. „Von Mecklenburg-Vorpommern geht derzeit keine Gefahr aus, aber wir müssen auch mit dem Schlimmsten rechnen.“ Zur noch ungeklärten Ursache der Verseuchung sagte Backhaus: „Wir wissen wirklich noch gar nichts.“ Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass Quecksilber nicht, wie zunächst angenommen, die Ursache für das Fischsterben ist, und in den untersuchten Fischkadavern wurden bisher keine Schadstoffe nachgewiesen. „Am Ende des Tages ist es eine gute Nachricht“, sagte der Minister.
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Die Behörden in Mecklenburg-Vorpommern sind in höchster Alarmbereitschaft. Es wird empfohlen, auf Angeln und Angeln zu verzichten. Monat
Spitzentreffen am Abend in Stettin
Ein Treffen ist für Sonntagabend in Stettin (Szczecin) in Polen geplant. Es soll um die Lage an der Oder und das weitere Vorgehen gehen. Neben Backhaus wollen sich Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne), Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel (Grüne) und die polnische Umweltministerin Anna Moskwa beteiligen. Backhaus sagte dem NDR Nordmagazin vor dem Treffen, er hoffe auf eine Klärung der Sachlage und der möglichen Ursachen der Verschmutzung durch die polnische Seite. Zunächst habe es “erhebliche Probleme” bei der Kommunikation gegeben. Backhaus schlug vor, eine Task Force mit Vertretern aller beteiligten Nachbarn zu bilden. Auch Bundesumweltminister Lemke bat um Aufklärung der Hintergründe des Fischsterbens. Die polnische Regierung habe bereits eingeräumt, dass Informationen über die Umweltkatastrophe auch nicht nach Polen übermittelt worden seien, sagte er NDR Info am Sonntag. “Diese Information kam viel später zu uns.”
Im Notfall müssen Spezialboote eingesetzt werden
Nach Angaben des Umweltministeriums in Schwerin ist es kaum zu verhindern, dass Verschmutzungen aus der Oder in das Stettiner Haff gelangen. „Eine Bekämpfung der Belastung durch gelöste Schadstoffe im Wasser größerer Flüsse und Küstengewässer ist praktisch unmöglich“, sagte eine Sprecherin. Backhaus betonte, dass im Bedarfsfall die dem Havariekommando Nord unterstellten Spezialschiffe des Landes zum Einsatz kommen würden. Lemke schloss nicht aus, dass Behörden beispielsweise im Bereich der Insel Usedom eine Badewarnung für die Ostsee aussprechen könnten.
An drei Messpunkten entnommene Proben
Auch die am Samstag entnommenen Proben zeigten unauffällige Werte für pH-Wert, Sauerstoffgehalt und Leitfähigkeit, teilte das Umweltministerium am Sonntag in Schwerin mit. Die Schadstoffuntersuchung ist jedoch noch nicht abgeschlossen und könnte mehrere Tage dauern. An drei Messpunkten werden Proben genommen, unter anderem bei Ueckermünde und nahe der deutsch-polnischen Grenze.
Laborergebnisse vom Kleinen Haff am Montag
Backhaus hatte am Samstag empfohlen, vorerst auf das Fischen in der kleinen Lagune zu verzichten und das Wasser nicht zu nutzen. Um herauszufinden, wie stark die Lagune bereits verschmutzt ist, wurden Wasserproben entnommen. Die ersten Laborergebnisse werden am Montag erwartet, sagt Backhaus.
Kritik an Bundesumweltminister Lemke
Zuvor hatte Backhaus in einem Interview mit dem NDR scharfe Kritik an der Bundesregierung geübt und Bundesumweltminister Lemke Untätigkeit vorgeworfen. Es gebe „ernsthafte Hinweise, dass es in Polen zu einem Chemieunfall gekommen sein soll“, aber die betroffenen Bundesländer seien darauf nicht vorbereitet gewesen, sagte Backhaus am Samstag.
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Verschmutzungen aus der Oder werden voraussichtlich heute das Bundesland Mecklenburg-Vorpommern erreichen. 2 Minuten
Die Ursache für das massive Fischsterben ist noch unklar
Bei einem Besuch in Frankfurt (Oder) am Samstagabend räumte Lemke anfängliche Probleme bei der Zusammenarbeit mit Polen bei der Aufklärung des Fischsterbens ein. Nun wurde eine bessere Koordinierung vereinbart. Noch immer ist nicht klar, warum in der Oder derzeit tausende Fische sterben. Bisherige Laboranalysen ergaben keine eindeutigen Befunde.
AUDIO: Minister Lemke: Fischsterben muss schnell aufgeklärt werden (5 min)
Erhöhte Salzbelastung als Faktor?
Laut Brandenburgs Umweltminister Vogel hat die Oder „viel höhere Salzfrachten“, was untypisch ist. Sie sind in Wasser gelöste Salze. Laut Staatsministerium könnte dies mit dem Fischsterben zusammenhängen. Den Erkenntnissen zufolge wird aber nicht nur ein Faktor die Ursache sein.
Polen schließt hohe Quecksilberwerte als Ursache aus
Inzwischen vermutet die polnische Regierung, dass eine große Menge chemischer Abfälle in den Fluss gekippt wurde. Für Hinweise auf die Täter setzte die örtliche Polizei eine Belohnung von 210.000 Euro aus. Labortests haben erhöhte Quecksilberwerte als Ursache für das Fischsterben ausgeschlossen, und Schwermetalle sind auch nicht für das Fischsterben verantwortlich. Dies hätte zu weiteren Analysen des Staatlichen Veterinärinstituts geführt, schrieb Polens Umweltministerin Anna Moskwa auf Twitter. Die Analysen zeigten jedoch erhöhte Salzgehalte im Wasser und deckten sich damit mit den Erkenntnissen der deutschen Behörden, sagte Moskwa der Nachrichtenagentur PAP.
Die Regierung und Behörden Polens in der Kritik
Nach Regierungsangaben hatten polnische Behörden Ende Juli Hinweise darauf, dass im Fluss Massen von toten Fischen trieben. Nun wird der Regierung und den Behörden vorgeworfen, gezögert zu haben. Ministerpräsident Mateusz Morawiecki entließ deshalb am Freitagabend die Leiter der Wasserbehörde und der Umweltbehörde. Er habe erst am Mittwoch von dem Massenfischsterben erfahren.
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Polnische und deutsche Behörden scheinen jetzt besser zusammenzuarbeiten. Die Suche nach der Ursache geht weiter, während Helfer tote Fische bergen. 3 Minuten
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Die wahrscheinliche Ursache für das plötzliche Fischsterben in der Oder bei Frankfurt ist Quecksilber. Die Ermittlungen dauern an. 2 Minuten
Dieses Thema im Programm:
NDR 1 Hörfunk MV | Neues aus Mecklenburg-Vorpommern | 14.08.2022 | 14:00 Uhr