Phosphor ist ein essentieller Nährstoff für Pflanzen, Tiere und Menschen und daher ein Hauptbestandteil vieler Düngemittel. Durch die Nahrungsaufnahme gelangt Phosphor in die Kläranlage, wo er nach der energetischen Nutzung des Klärschlamms in die Asche des Klärschlamms gelangt und dort abgelagert wird, was derzeit ungenutzt ist.
Etwa 12.500 Tonnen pro Jahr als Mineraldünger
Derzeit wird Klärschlamm vollständig zur Energiegewinnung genutzt. Bei der Verbrennung des ausgefaulten Klärschlamms fallen jährlich 12.000 Tonnen Klärschlammasche an, die derzeit auf der Deponie Rautenweg deponiert werden. Es enthält 1.500 Tonnen Phosphor, der derzeit ungenutzt deponiert wird.
Phosphor gehört neben Stickstoff und Kalium zu den wichtigsten Düngemitteln der Welt und ist daher für die Lebensmittelproduktion unverzichtbar. Österreichweit werden jährlich rund 12.500 Tonnen Phosphor als Mineraldünger in der Landwirtschaft eingesetzt.
In der Liste der 20 „kritischen“ Rohstoffe.
Rohphosphat, der Rohstoff für Düngemittel, ist nur in einigen Ländern wie Marokko, Russland, China und Brasilien erhältlich. Bisher war Wien zu 100 % von Importen abhängig. Aufgrund dieser unsicheren Rahmenbedingungen warnen Experten bereits vor einer möglichen Verknappung von Phosphor und damit von Düngemitteln, insbesondere für Europa. Nicht weniger wichtig für diese Abhängigkeit wurde Rohphosphat 2014 in die Liste der 20 „kritischen“ Rohstoffe der EU-Kommission aufgenommen.
Ein Großteil der importierten Menge könnte durch Phosphorrecycling aus Klärschlamm ersetzt werden. In österreichischen Kläranlagen fallen jährlich rund 7.800 Tonnen Phosphor an. In Österreich wird Klärschlamm derzeit nach der energetischen Nutzung in Form von Klärschlammasche deponiert oder direkt oder nach Kompostierung auf die Felder ausgebracht.
Tonnen von Müll in die Spüle gekippt
Vom Abfall zum wertvollen Rohstoff
Phosphor kommt beim Ausbringen oder Kompostieren von Klärschlamm zum Einsatz, aber auch die darin enthaltenen organischen und mikroplastischen Schadstoffe werden in landwirtschaftlichen Flächen verteilt. Dies soll bei der künftigen Wiener Lösung nicht der Fall sein.
In Wien reinigt die Hauptkläranlage Ebswien bei Simmering ganztägig alle Abwässer. Nach der mechanischen Reinigung dient die Natur als Vorbild für die zwei Stufen der biologischen Reinigung. Neben sauberem Abwasser bleibt Klärschlamm ein „Abfallprodukt“ des Reinigungsprozesses: rund 70.000 Tonnen Trockensubstanz pro Jahr.
Vorreiterrolle bei der Phosphorrückgewinnung
Derzeit gibt es in Österreich keine verbindlichen Vorgaben zur Rückführung von Phosphor in den Kreislauf. Nach dem aktuellen Entwurf des Bundes-Abfallwirtschaftsplans 2022 sind die thermische Behandlung von kommunalem Klärschlamm und die Rückgewinnung von Phosphor aus Verbrennungsaschen im Rahmen der Verordnungsänderung zur Abfallverbrennung durchzuführen. Die eigentliche Verpflichtung wird voraussichtlich erst in einigen Jahren greifen. Diese sinnvolle Maßnahme will Wien aber jetzt umsetzen.
“In Wien kann neben Schlackenmetallen auch Klärschlammasche mit lebenswichtigem Phosphor verwertet werden. Das Recycling von Phosphor ist ein wichtiger Schritt in Richtung Zero Waste in Wien”, sagte Wiener Wetter, Jürgen Czernohorszky, in einer Sendung an diesem Sonntag.
“Dieses Jahr verwenden”
Die notwendigen Vorarbeiten sind bereits abgeschlossen. 2018 startete ein Projekt mit der Borealis Agrolinz Melamine GmbH. Nach Adaptierung der Anlage wurde 2021 ein Großversuch mit mehreren hundert Tonnen Klärschlammasche in Linz erfolgreich abgeschlossen. Heute ist mit der Nutzung von aus Klärschlamm rückgewonnenem Phosphor zu rechnen in der Düngemittelproduktion im großen Stil beginnt, hieß es weiter.
Ab Montag findet in Wien die European Phosphorus Sustainability Conference statt. Die MA 48 und Wien Energie stellen ihre Aktivitäten vor.