Was für eine Realität im Vergleich zu einer guten Geschichte!“ Das war das Motto von Rolf Kauka, schreibt Bodo von Hechelhammer, der Mann, der es erzählt, die einzige Geschichte dieses Rolf Kauka.
“Der Prinz der Füchse” hat der langjährige Chefhistoriker des Bundesnachrichtendienstes seine Kaukasus-Biographie betitelt. Viele Menschen in Österreich kennen die Geschichten über Rolf Kauka, die er in seinen Comics erzählt hat: die der beiden jungen Füchse Fix & Foxi zum Beispiel, aber auch die von Bussi Bär und Lupo. Obwohl: All diese Figuren selbst zu erfinden und zu zeichnen, ist auch eine von Kaukas Geschichten. Immer wieder gab es Streit mit den Zeichnern seines Verlags, die zu Recht darauf hinwiesen, dass sie zumindest an der Entwicklung der Figuren beteiligt waren und der Chef selbst nicht zeichnete, sondern nur die Texte der Comics verfasste.
Sachbücher
Prinz der Füchse – Das Leben von Rolf Kauka
Bodo von Hechelhammer
Langen-Müller, München 2022, 360 Seiten, 25,70 Euro
Es braucht eine neue Biographie
Die Geschichte, die von Hechelhammer nach vielen Gesprächen mit Verwandten, der Witwe und ehemaligen Mitarbeitern von Rolf Kauka erzählt, ist nicht sehr günstig für den Mann, dessen farbenfrohe Bilder viele Österreicher in seiner Kindheit und Jugend begleitet haben. Das Beste, was man nach der Lektüre von „Der Prinz der Füchse“ über diesen Kaukasier sagen kann: Er war kreativ, hartnäckig und ließ seine Helden den Umweltschutz in Comics verkünden, als dies in Österreich noch nicht der Fall war. großes Problem.
Der Rest des Bildes ist düster: Aus dem in Sachsen aufgewachsenen Sohn eines überzeugten Nationalisten wurde ein begeisterter Hitlerjunge, ein glühender Nazi und ein mehrfach ausgezeichneter Soldat. Nach dem Krieg hatte Kauka seine Einstellung nicht geändert. „Auch in späteren Jahren romantisierte er seine eigene HJ-Zeit ohne erkennbare Distanz zur NS-Jugendorganisation“, schreibt von Hechelhammer und schließt: „Eine kritische Aufarbeitung der Vergangenheit schien anders. Hier geht Kauka vor wie so viele Deutsche.“
Anstatt sich zunächst mit der dunklen Vergangenheit auseinanderzusetzen, wechselte Kauka innerhalb kürzester Zeit in den Zukunftsmodus. Und ihm war klar, dass er das sowjetisch besetzte Sachsen verlassen und eine neue Biografie brauchen würde. Wie bequem wäre es gewesen, während des Krieges eine Bayerin zu heiraten. Da fing Kauka wieder an: Er verschleierte seine NS-Vergangenheit und seine Herkunft, er erfand eine Promotion. Aber auch hinter der neuen Fassade behielt Kauka die alte Ideologie bei. Denn, schreibt von Hechelhammer, die Zeit der Hitlerjugend sei „eine Phase der Charakterbildung“ gewesen. In seinen letzten Lebensjahren sprach Kauka mit seiner vierten Frau über die ihm von der Hitlerjugend verliehene „Macht“.
Aber Rolf Kauka war nicht nur ein Alt-Nazi, der lieber mit anderen Alt-Nazis zusammenarbeitete und eine von Hitlers Sekretärinnen in seinem Verlag anheuerte. Er versuchte, die braunen Ideen mit bunten Bildern unter die Leute zu bringen. Mit der Gründung seines Verlags wollte Kauka den amerikanischen Comics entgegentreten, die auch in Deutschland und Österreich immer beliebter wurden. Bekannte Persönlichkeiten der damaligen Zeit wie Till Eulenspiegel und Freiherr von Münchhausen stellte er zunächst seiner „ersten deutschen Bildzeitschrift“ vor.
„Was Kauka beabsichtigte, war die Auseinandersetzung mit kulturellen Werten zu Beginn der Bundesrepublik und die latente Angst vor einer Verdrängung der deutschen Kultur durch die globale Amerikanisierung“, erklärt von Hechelhammer. Und schlimmer als die Amerikaner für Kauka, der seinen Lebensabend aus gesundheitlichen Gründen im günstigen Klima der Südstaaten der USA verbrachte und ironischerweise selbst amerikanischer Staatsbürger wurde, nur die Kommunisten, die sie in diesem Lebensabschnitt waren.
Asterix, der Deutsche
Der Skandal brach aus, als Kauka auch die französische Comic-Kultur nutzte, um seine Weltanschauung zu verbreiten. Er kaufte die deutschen Rechte an den Asterix- und Obelix-Comics und verwandelte die beiden Gallier durch seine eigenen Texte in die beiden prominenten Deutschen Siggi und Babarras, die gegen eine mit amerikanischem Akzent einrückende Besatzungsarmee kämpften. Der französische Asterix-Erfinder René Goscinny machte dem schnell ein Ende und rügte Kauka als „echten Neonazi“, doch Kauka versuchte in anderen Comics immer wieder, seinen Beitrag zur Erziehung junger Menschen zu leisten.
Mit der spannenden Biografie von von Hechelhammer erscheinen Fix, Foxi, Lupo, Kissy Bear und andere Jugendfreunde plötzlich in einem neuen Licht. Wo: Bodo von Hechelhammer: Der Name klingt wie eine Figur aus den Geschichten von Rolf Kauka.