Stand: 08.07.2022 11:58 Uhr
Der frühere japanische Ministerpräsident Abe ist gestorben, der 67-Jährige wurde im Wahlkampf angeschossen und schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht.
Der frühere japanische Premierminister ist an den Folgen eines Angriffs gestorben. Das bestätigte das Krankenhaus, in dem der 67-Jährige nach der Attacke behandelt wurde.
Laut Ärzten waren Abes Vitalfunktionen beim Eintreten nicht mehr nachweisbar. Die Klinik bestätigte, dass die bei dem Angriff abgefeuerten Kugeln Abe zwei tiefe Wunden zugefügt haben: eine an der rechten Seite seines Halses und die andere an seiner Brust. Diese Wunde reichte bis zum Herzen.
Durch diese Verletzungen verlor Abe große Mengen Blut. Trotz Versorgung mit Blutkonserven konnte das Leben des 67-Jährigen schließlich nicht mehr gerettet werden.
Aufnahmen während des Erscheinens der Kampagne
Auf Abe wurde gegen 11:30 Uhr Ortszeit (etwa 4:30 Uhr mitteleuropäischer Zeit) das Feuer eröffnet, als er in Nara eine Wahlkampfrede hielt. Abe trat 2020 als Premierminister zurück, blieb aber für seine Liberaldemokratische Partei (LDP) politisch aktiv.
Wie ARD-Korrespondent Ulrich Mendgen berichtet, soll der mutmaßliche Täter Abe zweimal in den Rücken geschossen haben. Er stürzte schwer verletzt zu Boden und wurde anschließend mit dem Hubschrauber in eine Klinik gebracht. Nach dem Mord berichteten die Medien ständig, dass Abe bewusstlos sei und nicht atme. Offenbar hatte er einen Herzstillstand erlitten.
Abes Frau Akie Abe wird in das Kashihara-Krankenhaus eskortiert, wo ihr Mann in den Stunden nach dem Mord behandelt wurde. Bild: AFP
Der Autor ist ein ehemaliger Soldat
Der mutmaßliche Schütze wurde laut Regierungsquellen festgenommen. Laut ARD-Korrespondent Ulrich Mendgen handelt es sich um einen 41-jährigen Mann, der vor Jahren Angehöriger der japanischen Streitkräfte war.
Der Verdächtige wird derzeit von der Polizei vernommen. Ihre mögliche Ursache ist noch unklar. Es kursierten widersprüchliche Informationen. Zunächst soll der mutmaßliche Schütze bei seiner Festnahme ausgesagt haben, er sei “unzufrieden” mit Abe und “wollte ihn absichtlich töten”. Doch dann hieß es, der Verdächtige habe die politischen Gründe für seine Tat zurückgewiesen. Daher könnte es sich bei ihm auch um einen Menschen mit psychischen Störungen handeln, schätzt Mendgen.
Ulrich Mendgen, ARD Tokio: „Der frühere japanische Ministerpräsident Shinzo Abe ist seinen schweren Verletzungen erlegen“
tagesschau24 11:00 Uhr, 8.7.2022
Mehr Amtszeit als Ministerpräsident
Abe regierte Japan von Dezember 2012 bis September 2020. Unter ihm war Japan deutlich nach rechts gerückt. Abe war einer der überzeugten Befürworter einer Überarbeitung der pazifistischen Verfassung der Nachkriegszeit. In Artikel 9 der Verfassung verzichtet Japan “für immer auf Krieg als souveränes Recht der Nation und auf die Androhung oder Anwendung von Gewalt als Mittel zur Lösung internationaler Streitigkeiten”.
Japan befinde sich nach dem Attentat in einem „Zustand des Grauens“, berichtete Mendgen. Kriminalität hat mit diesem Land nichts zu tun, da politische Übergriffe sehr selten sind. Der letzte derartige Angriff war vor acht Jahren. Umso größer ist jetzt der Schock.
Sympathie aus dem Ausland
Der tödliche Angriff auf Abe sorgte auch im Ausland für tiefes Entsetzen. Ein Sprecher der Bundesregierung betonte, Deutschland stehe fest an der Seite Japans.
Der britische Premierminister Boris Johnson sprach von “unglaublich traurigen Nachrichten”. Auch Polens Ministerpräsident Mateusz Morawiecki zeigte sich überrascht: „Meine Gedanken sind bei der Familie unseres japanischen Freundes, der Polen gegenüber immer sehr zuvorkommend war.“
Der ehemalige Premierminister Japans stirbt nach einem Attentat
Silke Diettrich, ARD Neu-Delhi, 8. Juli 2022, 11:09 Uhr