Der Verdächtige bestätigte, dass es sich bei den Nord Stream-Explosionen um Sabotage handelte

Stand: 18.11.2022 13:33 Uhr

Schweden sieht Sabotageverdacht als Grund für die Explosionen an den beiden Nord-Stream-Gaspipelines in der Ostsee. Auf den Leitungen wurden Sprengstoffreste gefunden.

Lecks in den Pipelines Nord Stream 1 und 2 lassen sich auf schwere Sabotage zurückführen. Zu diesem Schluss kam die schwedische Staatsanwaltschaft nach Ermittlungen an den Orten der Explosionen in der Ostsee, bei denen auch Spuren von Sprengstoff entdeckt wurden. Damit bestätigte die Behörde den langjährigen Verdacht, dass es sich bei den Detonationen um vorsätzliche Explosionen handelte.

“Die durchgeführten Analysen zeigen nun Spuren von Sprengstoff in mehreren der gefundenen merkwürdigen Gegenstände”, sagte Staatsanwalt Mats Ljungqvist, der die Ermittlungen leitet. Fortgeschrittene Analysearbeiten würden fortgesetzt, um sicherere Schlussfolgerungen ziehen zu können. Ähnlich äußerte sich der an der Untersuchung beteiligte schwedische Nachrichtendienst Säpo. In einer Erklärung stellte er noch einmal klar: „Was in der Ostsee passiert ist, ist sehr ernst.“

Der Kreml fühlt sich bestätigt

In den Pipelines Nord Stream 1 und 2 wurden Ende September nach Explosionen in der Nähe der Ostseeinsel Bornholm insgesamt vier Lecks entdeckt. Sie befanden sich in internationalen Gewässern in den Wirtschaftszonen Dänemarks und Schwedens. Kurz nachdem die Lecks entdeckt wurden, wurde Sabotage vermutet. Russland weist die Verantwortung zurück.

Der Kreml fühlt sich nach eigenen Angaben durch die Ergebnisse der schwedischen Untersuchung bestätigt. “Die Tatsache, dass jetzt Informationen über einen Sabotage- oder Terrorakt eintreffen, bestätigt nur noch einmal die Informationen, die die russische Seite hatte und immer noch hat”, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow. Nun gilt es herauszufinden, wer hinter der Explosion steckt. Der russische Präsident Wladimir Putin hat in der Vergangenheit vorgeschlagen, dass die Vereinigten Staaten oder Großbritannien für das Verbrechen verantwortlich sind.

250 Meter Röhre zerstört

Staatsanwalt Ljungqvist ließ offen, um welche Art von Sprengstoff es sich handelte. Er stellte fest, dass die Untersuchungen sehr komplex und gründlich waren. Weitere Ermittlungen sollen zeigen, ob jemand verdächtigt werden könnte. Die Zusammenarbeit mit Behörden in Schweden und anderen Ländern funktioniere „exzellent“. Es ist wichtig, in Ruhe arbeiten zu können.

An der Situation ändere sich nichts, sagte Nord Stream 2 AG-Sprecher Ulrich Lissek. “Die Pipeline ist kaputt.” Der Schaden konnte zu diesem Zeitpunkt noch nicht beziffert werden. Von Seiten der Behörden gab es keine Zusage.

Nord Stream 1 und 2 haben jeweils zwei Rohre. Nach bisherigen Angaben wurden die beiden Rohre von Nord Stream 1 und ein Rohr von Nord Stream 2 beschädigt. Nach Angaben der Betreibergesellschaft von Nord Stream 1 ist ein Rohr der Doppelkette in der schwedischen Wirtschaftszone auf einer Länge von etwa 250 Metern zerstört worden.

Nach vorläufigen Testergebnissen gibt es zwei Krater auf dem Meeresboden, jeder drei bis fünf Meter tief, teilte die Nord Stream AG Anfang dieses Monats mit. Sie sind also etwa 248 Meter voneinander entfernt.

Bis zu 0,22 Millionen Tonnen Methangas entwichen

Tagelang war Erdgas – hauptsächlich Methan – aus den Lecks der Nord Stream ausgetreten und an die Wasseroberfläche gelangt. Chinesische Wissenschaftler veröffentlichten vor einer Woche einen Artikel in der Zeitschrift Advances in Atmospheric Sciences, in dem sie berechneten, dass bei dem Vorfall bis zu 0,22 Millionen Tonnen Methangas ausgetreten seien. Dies lag unter früheren Schätzungen. Die Forscher sahen keine großen Auswirkungen auf das globale Klima.

Schwedische Anklage wegen Nord Stream-Gaspipelines: Sabotage bestätigt

Christian Stichler, NDR, 18.11.2022 12:26

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