Auf schnelle Kurven muss der Dosto verzichten
Zug rüttelt an der SBB-Bremse
Weil der FV Dosto auf dem SBB-Netz verkehrt, gab es Probleme, und nun verzichten die SBB darauf, ihn für das einzusetzen, wofür sie ihn entwickelt hatten: schnelles Kurvenfahren. Das “Shake-Problem” ist immer noch ungelöst.
Veröffentlichung: 10:23 Uhr
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Aktualisiert: vor 5 Minuten
Es war eine der grössten Investitionen der SBB: die Einstellung des FV Dosto. Seine spezielle Rollenkombination soll es dem bis zu 1300 Fahrgästen fassenden Zug ermöglichen, schneller in Kurven zu fahren. Das würde die Fahrzeit im Fernverkehr deutlich verkürzen. Allein auf der Strecke Bern-Lausanne gilt es sechs Minuten zu gewinnen.
Aber der Dosto wurde von Anfang an schmutzig. Und nun haben die SBB entschieden, dass die Funktion „Schnelles Kurvenfahren“ niemals in Kurven zum Einsatz kommen wird. Das gab der Bahnriese am Freitag auf einer Pressekonferenz bekannt. Der Grund dafür ist, dass der Zug nicht stabil genug ist; der Komfortverlust für Passagiere und Personal wäre zu groß.
Geplant war ab 2027 ein Hochgeschwindigkeitsverkehr, ansonsten wirkt sich dies auf den Fahrplan 2035 aus, doch die SBB versuchen, diese Reduktion auf andere Weise zu erreichen. Laut SBB-Chef Vincent Ducrot laufen derzeit zwei Projekte.
Das Zittern hält immer noch an
Das Schockproblem ist noch nicht gelöst. Mancherorts ist man beim Dosto so geschockt, dass man mit dem Laptop nicht arbeiten kann und Handys vom Tisch fliegen. Auch das Personal, vor allem in den Speisewagen, kann ein Lied vom „Rührzug“ singen.
Laut Ducrot ist dies auf Änderungen in der Kombination der Walzen zurückzuführen. Die Schnittstelle zwischen den Rädern und der Karosserie des Autos funktioniert nicht so, wie sie sollte.
Die SBB will es noch besser machen. Konkret wurde der Zugbauer Alstom beauftragt, hier eine 10-prozentige Verbesserung zu erreichen. Das gehe aber nicht von heute auf morgen, sagt Linus Looser, Produktionsleiter Personenverkehr. Warten Sie zwei bis drei Jahre. Wir werden also so lange schockiert sein.
Keine Experimente mehr
Da der Dosto die an ihn gestellten Anforderungen nicht erfüllt, verzichtet die SBB zudem auf die Option, 100 dieser Züge von Alstom zu erwerben. Das hat laut Ducrot auch damit zu tun, dass der Bundesrat in den kommenden Jahren nicht den Fernverkehr, sondern den Regionalverkehr ausbauen will. Der teure Dosto ist dafür nicht nötig: Die Anschaffung der 62 Züge kostete 1,9 Milliarden Franken.
Zudem kündigte Ducrot einen weiteren Verzicht an: Im Fernverkehr soll künftig auf Neigetechnik verzichtet werden. Denn dort kommen zwei Etagen zum Einsatz, und hier hat der Dosto gezeigt, dass dies bei ausreichend Komfort und Stabilität nicht möglich ist.
Der Dosto war für Sie SBB ein Abenteuer. Es wurde speziell für die Schweiz entwickelt. Dieses Experiment will die Bahn nicht mehr wiederholen. Zukünftig soll nur noch mobiles Material gekauft werden, das sich bereits am Markt und auf der Schiene bewährt hat. So kommen Sie auf Stadler Rail von Peter Spuhler.
Weitere Informationen zum “Rührwerkszug” Dosto
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