Es wurde dem Erdboden gleichgemacht, entwurzelt und Kanäle wurden ausgebaggert. Doch die Arbeiten an dem großartigen Werk von Fertörakos haben längst aufgehört. Letzte Woche wurde bekannt, dass das Projekt aus Geldmangel nicht gebaut wird. Das dafür zuständige Unternehmen Sopron-Fertö Tourism Non Profit veröffentlichte am 7. Juli nur einen Kurzbericht. „Die öffentliche Ausschreibung für das Bauvorhaben scheiterte an Geldmangel“, sagte er.
Die ungarische Regierung spart bei Großprojekten
Die Orban-Regierung hatte bereits angekündigt, bei großen Investitionen einzusparen. Für dieses umstrittene Projekt wurden zunächst 75 Millionen Euro veranschlagt, inzwischen dürften die Kosten aber auf über 100 Millionen Euro gestiegen sein. Am Strand von Fertörakos sollten ein großer Hotelkomplex, ein Jachthafen, ein Campingplatz, Sportanlagen und ein Parkplatz für 800 Autos entstehen.
Mitja Kobal / Greenpeace Bauareal in Fertörakos
Gerichtsverfahren gegen Projekt
Gegen das rund 18.000 Quadratmeter große Projekt laufen sowohl in Ungarn als auch in Europa Gerichtsverfahren; mehr dazu in Fertörakos: Greenpeace-Beschwerde bei der EU. Auch die UNESCO forderte Ungarn auf, dieses Projekt am Neusiedlersee zu stoppen. In einer Analyse wurde es als Gefahr für das Welterbegebiet Neusiedler See – Fertö eingestuft; mehr Infos dazu bei UNESCO fordert Baustopp in Fertörakos.
Umweltschützer: „Ein bitterer Erfolg“
Wie es mit dem Projekt in Fertörakos weitergeht, ist nicht bekannt, das Strandbadgebiet ist noch abgesperrt. Die konkreten Arbeiten haben jedenfalls noch nicht begonnen. Ungarische Freunde am Neusiedler See sehen es als Erfolg, aber es ist ein bitterer Erfolg, so der ungarische Umweltaktivist Zoltan Kun. Viel Naturraum wurde bereits zerstört. Auch Greenpeace bekämpft dieses Großprojekt seit Bekanntwerden. Am Montag waren sie erleichtert, dass zumindest die Betonarbeiten noch nicht begonnen hatten. Nach Angaben der Umweltorganisation Greenpeace wird beobachtet, wie das Projekt voranschreitet.
„Investitionen wegen Krieg ausgesetzt“
Der für Ungarn zuständige Staatskonzern teilte am Montag mit, es gebe eine staatliche Regulierung wegen des Ukraine-Krieges, wonach noch nicht begonnene staatliche Investitionen gestoppt würden. Ziel ist die Sicherstellung der Militärausgaben sowie Mittel zur Begrenzung der Nebenkosten. Auch die Bauarbeiten am Projekt in Ferörakos sind betroffen. Die Pläne werden überprüft und die Öffentlichkeit wird über die Ergebnisse dieser Überprüfung informiert.
Grüne zufrieden mit Baustopp
Das Engagement und der Druck von Umweltverbänden, Aktivisten und Grünen auf beiden Seiten der Grenze und auch im EU-Parlament greifen, so Landessprecherin der Grünen, Regina Petrik. Eine Neudimensionierung dieses Megaprojekts wurde immer wieder gefordert, da das Ökosystem des Neusiedler Sees für dieses Tourismusprojekt zu sensibel ist. „Deshalb begrüßen wir den Baustopp und werden uns weiter auf allen Ebenen für eine naturfreundliche Kuranlage in Ungarn einsetzen“, sagt Petrik.
Petrik betonte, dass es auf burgenländischer Seite zu wenig politischen Willen gebe, den Bauboom am Seeufer zu stoppen. „Das Ufer des Sees gehört uns allen und das Burgenland muss endlich verbindliche Baurichtlinien erlassen. Unsere Vorschläge sind bekannt, die SPÖ muss sie jetzt ernst nehmen und handeln“, forderte Petrik.
Keine Stellungnahme des Landes Burgenland
Aus dem Land Burgenland gab es am Montag keine Stellungnahme. Man habe keine Informationen über das Projekt, sagte er auf Anfrage der APA.