Deutschland greift mit Pfefferspray an
Klimaaktivisten legen Hamburger Hafen lahm – Protest gegen LNG-Terminals
Ab: 2:17 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Kapitalismuskritik plus die Forderung nach mehr Klimaschutz: Damit wollten mehrere Aktionsbündnisse in Hamburg punkten
Quelle: dpa/Bodo Marks
„Heute blockieren wir den fossilen Kapitalismus“, sagte eine Sprecherin der radikalen Umweltschützer „Ende Gelände“. Mehrere hundert Demonstranten blockierten die Gleise am Containerterminal im Hamburger Hafen, einem wichtigen Umschlagplatz für Öl und Kohle. Es kam zu Zusammenstößen.
Bei den Blockaden von Klimaaktivisten in Hamburg kam es am Samstag zu Zusammenstößen. Nach Angaben der Polizei griffen Teilnehmer einer Blockade auf der Kattwyk-Brücke Beamte mit Pfefferspray an, worauf diese mit Pfefferspray, Schlagstöcken und Wasserwerfern reagierten, um die Blockade aufzulösen. Eine Sprecherin von „Ende Gelände“ bezeichnete den Vorfall als „einen neuen Höhepunkt von Polizeigewalt und Willkür gegen unsere Klimaproteste“. Aktivisten twitterten am Abend, das Pfefferspray sei zunächst von der Polizei gekommen.
„Ende Gelände“ hat für das ganze Wochenende Aktionen „gegen den Ausbau fossiler Infrastruktur und kolonialer Wirtschaftsstrukturen“ angekündigt. Aktivisten – darunter Luisa Neubauer – protestierten vor allem gegen die geplanten LNG-Terminals, die Deutschlands Energieversorgung mit Gas sichern sollen. Viele trugen weiße Overalls, Kronenmasken und Baseballmützen. Laut “Ende Gelände” haben sich seit Mittag mehr als 1.000 Aktivisten an den Blockaden beteiligt.
Sie blockierten auch die Köhlbrandbrücke und die Bahngleise der Hamburg Port Authority im Stadtteil Hausbruch. Ihren Angaben zufolge behinderten sie den Warenverkehr im gesamten Hafengebiet. „Wir blockieren hier einen zentralen Knotenpunkt des deutschen Außenhandels, um auf die Folgen des modernen Kolonialismus hinzuweisen“, heißt es in einer Stellungnahme der Umweltbewegung Extinction Rebellion zur mittäglichen Brückenbesetzung.
Klimaaktivisten und Klimacamp-Teilnehmer starten eine Demonstration mit Fahnen und Transparenten vom Volkspark zum Hamburger Hafen
Quelle: dpa/Bodo Marks
Klimaaktivisten haben aus Protest Bahnsteige im Hamburger Hafen besetzt
Quelle: dpa/Markus Scholz
Klimaaktivisten bei einer Demonstration auf der Köhlbrandbrücke
Quelle: dpa/Daniel Bockwoldt
Die anderen Blockaden seien friedlich gelöst worden, teilte die Polizei mit. Rettungsdienste stellten am Samstag Identitäten fest, verhängten mehrere langfristige Aufenthaltsverbote und nahmen einige Personen fest, wie aus dem Polizeibericht vom Nachmittag hervorgeht. Dafür waren 1.400 Beamte aus Hamburg und acht weiteren Bundesländern im Einsatz.
Demonstranten hielten an den Gleisen im Hamburger Hafen fest
Insgesamt fünf Lifte waren für den Tag in der Hansestadt angekündigt. Etwa 2.000 Menschen verließen am Morgen bei einer Großdemonstration den Altonaer Volkspark. Ihr Motto: „Gegen LNG, Kolonialismus und Extraktivismus – Zerschlagt den fossilen Kapitalismus!“ Die Sprecherin der Organisation „Ende Gelände“ sagte: „Große Öl- und Gaskonzerne machen sich die Krise zunutze. Während steigende Preise und die Inflation fossiler Brennstoffe viele Menschen in die Armut treiben, macht die Öl- und Gasindustrie Milliardengewinne .”
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Obwohl die Elbphilharmonie ursprünglich als Ziel der ersten Großdemonstration in Betracht gezogen worden war, beendete der Veranstalter den Aufzug laut Polizei in einer Zwischenkundgebung am Bahnhof Altona. Hunderte Teilnehmer gingen von dort in den Süden Hamburgs. Einige hatten sich nach Angaben der Polizei verkleidet und legten diese auf Aufforderung der Beamten ab.
Danach gab es einen Fahrstuhl mit dem Tenor: „Sauberes Gas ist eine schmutzige Lüge“, so die Polizei weiter, mit etwa 450 Teilnehmern. Rund 150 Menschen stiegen plötzlich aus und klebten an den Gleisen der Bahnstrecke im Hamburger Hafen.
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Bei einem Treffen mit dem Tenor „Gegen Kohle und Öl: Stoppt den neokolonialen Extraktivismus!“ demonstrierten etwa 550 Menschen friedlich. Die Sperrung an der Kattwykbrücke ist aus einem der anderen Aufzüge entstanden.
Die Linkskoalition “…rundum!” bereits am Vormittag Sperrmaßnahmen angekündigt. Unter anderem sei gefordert worden, Lieferketten im Hamburger Hafen gezielt zu stören, teilte die Gruppe mit. Man wolle „den Protest in den Hamburger Hafen bringen, weil er nicht nur ein symbolträchtiger Ort, sondern auch ein Nervenzentrum des Kapitalismus ist“, sagte eine Sprecherin.