Der Donnerstagabend endet für Franz Fischlin (59): «Tagesschau»-Moderator tritt nach 20 Jahren bei SRF zurück. 18 Jahre lang präsentierte er die Hauptausgabe der Tagesschau, jetzt schlägt er ein neues Kapitel auf – und das Warten.
„Der Moment, in dem ich meine Entscheidung kommuniziert habe – vor zwei Monaten – hatte auch etwas Befreiendes“, sagte Fischlin im Gespräch mit der Tele. „Es ist keine plötzliche Tat, sondern das Ergebnis eines langen und inneren Prozesses. Wenn ich noch zwei oder drei Jahre hinzugefügt hätte, wäre ich wahrscheinlich bis 65 geblieben.“
Auf dem Weg in die Selbstständigkeit
Der nächste Lebensabschnitt führt ihn in die Selbstständigkeit. „Ich muss dafür sorgen, dass regelmäßig etwas reinkommt“, erklärt Fischlin. Aufgrund seiner Tätigkeit in Leutschenbach musste er viele Anfragen für interessante Projekte ablehnen. „Jetzt die Ausgangsposition zu verändern, ist eine Chance und auch ein Privileg.“ Eine Herzensangelegenheit ist die Weiterentwicklung der Jugendmedienwoche „YouNews“.
Auf die Frage, ob seine Frau, SRF-Kulturdirektorin Susanne Wille (48), das Geld fortan alleine nach Hause tragen würde, verneinte sie lachend. “Wir sind ein Team, und sie hilft, wo sie kann!”
Zeit mit der Familie
Außerdem möchte der fünffache Familienvater mehr Zeit mit seiner Familie verbringen. „Ich finde es befriedigend, als Elternteil für die Kinder da zu sein“, sagt sie. Fischlin hat mit Wille drei Söhne, zwei Töchter aus einer früheren Ehe.
Ihr 16-jähriger Sohn befindet sich derzeit in einem Austauschsemester in Kanada und kann nach der Rückkehr in die Schweiz das Elternhaus verlassen. „Aber die Mittlere, sie ist 14, sie wird noch ein paar Jahre zu Hause sein, die Jüngste wird bald 11. Ich bin mir sehr bewusst, dass sie die letzte Tochter ist: Ich genieße sie und die anderen jeden Tag.“
Keine Notwendigkeit, aufzuholen
So oder so: Fischlin sieht seiner Zukunft gelassen entgegen. „Im Moment kann ich nichts sagen, dass es viel nachzuholen gibt“, sagt er. Aber jetzt kann er endlich einen langen Urlaub planen. Mit dem vierköpfigen Moderationsteam der „Tagesschau“ war das nicht möglich: „Es war schwierig, länger weg zu sein, es waren meistens zwei, maximal drei Wochen.“
Ein Nachfolger für das Tagesschau-Team wurde bereits gefunden. Der aktuelle Brüssel-Korrespondent Michael Rauchenstein (32) gesellt sich zu Andrea Vetsch (46), Cornelia Boesch (47) und Florian Inhauser (54). Doch zunächst gibt es am Donnerstagabend Fischlins Abschied. Es ist lustig: „Ich lasse mich staunen, was er mit mir macht. Du kannst es nicht vorhersehen.“ (Imh)
Franz Fischlin wird 60: „Das Informationsbedürfnis ist groß“ (00:47)