Herr Dr. Regenbrecht, welche Rolle spielt die Diagnose in der Krebstherapie?, zentral, denn ohne Diagnose gibt es keine Behandlung von Krebs. Deshalb werden Krebsgene sequenziert, weil man von ihnen erwartet, dass sie gezielt behandelt werden können. Allerdings profitieren nur 10-15% der Patienten davon, da es sich nur um eine Momentaufnahme eines Tumors handelt. Der Tumor verändert sich ständig, sodass eine genaue Vorhersage der Wirksamkeit einer geplanten Behandlung nicht möglich ist. Deshalb haben wir unter anderem mit der Charité die Reverse Clinical Engineering® Organoid-Technologie entwickelt.
Wie verbessert das Reverse Clinical Engineering Testverfahren die Behandlungsmöglichkeiten? Krebs ist so individuell wie der Patient. Daher wirken Standardtherapien möglicherweise nicht bei allen Patienten. Mit unserer Methode testen wir vor Behandlungsbeginn, welche Krebsmedikamente den individuellen Tumor eines bestimmten Patienten erfolgreich abtöten können und welche keine Wirkung auf den Tumor haben. Reverse Clinical Engineering® wird verwendet, um personalisierte Behandlungen zu identifizieren, insbesondere für seltene oder fortgeschrittene Tumore. Für den Test erhalten wir eine Probe des Tumors und züchten die sogenannten Organoide im Labor. In diesen kleinen 3D-Kopien des Tumors testen wir in Absprache mit behandelnden Ärzten mehrere Medikamente, auch im Off-Label-Use. Auf Wunsch können wir dies auch mit beliebig vielen Medikamenten und Kombinationen tun, bis wir ein Medikament gefunden haben, das den Tumor effektiv bekämpft. So können Onkologen und Patienten bestmöglich fundierte Therapieentscheidungen treffen.
Unser Test wird von Ärzten auf der ganzen Welt eingesetzt, ist aber noch nicht von den gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland anerkannt. Daher unterstützt der von uns mitgegründete Cancer Rebels eV unter anderem Krebspatienten, die sich den Eingriff nicht leisten können.
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