Lightning und integrierte Finanzen

Sebastian Strub 30. Juni 2022

Sebastian Strub in FinTech 2.0, das Potenzial von Lightning für viele Player und die Möglichkeit, Zahlungen nativ in alle digitalen Prozesse einzubetten.

Sorgerecht als zweischneidiges Schwert

Banken sind Verwahrer von Kundengeldern und Kundendaten. Diese Rolle stellt einerseits ein Privileg im aktuellen Geldsystem dar und schützt auch vor Disruption. In der täglichen Projektarbeit der IT-Abteilungen ist es jedoch mit erheblichem Aufwand verbunden, die regulatorische, prozessuale und administrative Rolle zu berücksichtigen. Ein großer Teil des Computerbudgets könnte eingespart werden, wenn Banken ihre Daten und Gelder nicht so umfassend schützen müssten. Wie innovativ wäre das Bankwesen, wenn Eigentum und Verwahrung von Daten ausgelagert werden könnten? Was wäre, wenn Payment in alle digitalen Prozesse integriert werden könnte, ohne auf Dritte angewiesen zu sein?

Das bringt uns zu Lightning. Das Smart-Contract-Protokoll nutzt die kryptografische Sicherheit der Bitcoin-Blockchain, um Gelder zu bewegen und zu sichern. Zahlungen können mit dem privaten Schlüssel signiert werden. Der Satz Seed mit seinen 12 bis 24 Wörtern reicht für die Verwahrung von Vermögen jeder Größenordnung aus.

Bei Lightning besteht auch die Notwendigkeit, die Node-Datenbank zu speichern und das Passwort zu verwalten. Ein Lightning Wallet ist ein „Hot Wallet“, da es über das Internet zugänglich ist. Daher sollten Sie diese wie ein Girokonto behandeln und größere Beträge in die Blockchain (= Cold Storage) transferieren. Auch wenn eine Depotbank diese Aufgaben übernehmen kann, sollte dies nicht darauf abzielen, die Vermögens- und Datenverwaltung auszulagern.

Welche Dienste stehen nun mit dieser souveränen Konfiguration zur Verfügung?

FinTech 2.0

Nehmen Sie als Beispiel die Smartphone-App Zeus Lightning. Die Anwendung stellt über das TOR-Netzwerk eine Verbindung zu einem Lightning Node mit eigener Stromversorgung her. Sie können dann Zahlungen tätigen und empfangen und den Knoten verwalten. Für Browser gibt es ähnliche Tools wie RTL. Zeus hat zu keinem Zeitpunkt Zugriff auf Kundengelder oder Kundendaten. Die Anwendung bietet nur Software zur Selbstverwaltung an. Diese hat bei weitem nicht die Funktionsvielfalt einer Banking-Anwendung. Aber wer weiß, was kommt? Denn das Entwicklungsteam kann sich ganz auf die Softwareentwicklung konzentrieren, um die Interaktion mit dem Lightning-Netzwerk zu erleichtern. Es hat keine Gelder oder Kundendaten zu schützen.

Mit Sphinx Chat integriert sich Payment nahtlos in alltägliche Prozesse. Wie der Name schon sagt, handelt es sich eigentlich um eine Social-Networking-App mit Gruppen (“Tribes”) und einer Chat-Funktion. Benutzer werden anonym über das Lightning-Messaging-Protokoll verbunden und können völlig unzensiert kommunizieren. Im Vordergrund werden Texte ausgetauscht, im Hintergrund blitzschnelle Micropayments. Ein guter Nebeneffekt: Normale Nutzer bemerken kleine Zahlungen gar nicht, vermeiden aber Spam.

Chat-Sphinx Was: Google Play Store

Alle Arten von Medien können mit Sphinx monetarisiert werden, indem sie in einer Gruppe mit einer Beleuchtungs-Paywall veröffentlicht werden. Adult Entertainment könnte diese Plattform nutzen, da gerade diese Branche stark unter den Kosten und Hürden der Kartenwelt leidet. Aktuell ist die Nutzung von Sphinx noch auf Bitcoin-Nerds beschränkt. Sphinx könnte im Prinzip eine Super-Anwendung der Zukunft sein, da Anwendungsfälle von Social Media über Shopping bis hin zu Online-Diensten mit dem Lightning-Protokoll monetär abgewickelt werden können. Sphinx hat zu keinem Zeitpunkt Zugriff auf freigegebene Inhalte, Assets oder Benutzerdaten.

Breez ist eine weitere Super-App. Es kombiniert das Senden und Empfangen von Geld, ein einfaches Point-of-Sale-System und einen Podcast-Player. Podcasts können über Breez pro Minute bezahlt werden. Podcasts sind ein guter Ausgangspunkt für Pay-per-Use- und Streaming-Micropayments, gerade weil Podcaster selten Exklusivverträge mit großen Plattformen haben. Wenig Anreize für Zuhörer gibt es hingegen, da die meisten Podcasts auch auf Spotify und Co. angehört werden können.

Künftig könnten beispielsweise auch Videostreams von Fußballspielen mit Lightning monetarisiert werden. Keine langen Kreditkarteneinzahlungen, kein Abo mit vielen Spielen, für die ich keine Zeit habe, keine Verpflichtung, kein Risiko, dass unehrliche Händler die Karte mehrfach belasten, und sobald ich aufhöre zu suchen, zahlst du nichts mehr. Übrigens: Der Erlös kommt zu 100 Prozent dem Verein zugute. Lightning allein lässt es nicht automatisch zu. Aber zumindest aus Zahlungssicht spricht nichts dagegen.

Aktenkoffer | Was: Google Play Store

Alby ist eine Browsererweiterung, die mit einer Brieftasche verknüpft werden kann. Erkennt, wenn Lightning-Rechnungen in eine Webseite eingebettet sind. Dann müssen sie nur noch mit einem Klick bestätigt werden, sie werden nicht mehr mit dem Smartphone gescannt. Das ist für Website-Betreiber sehr praktisch: Noch nie war es so einfach, Zahlungen aus der ganzen Welt zu erhalten.

Lightning kann auch dabei helfen, die unzähligen Web-Passwörter zu ersetzen. Alby und andere verwenden lnurl-auth, ein Webauthentifizierungsprotokoll mit Lightning Wallet. Auch der amerikanische Konzern Block (ehemals Square) von Twitter-Gründer Jack Dorsey investiert stark in die Bereiche Identität und dezentrale Authentifizierung auf Basis von Bitcoin und Lightning.

Authentifizierung, Identifizierung, Medienkonsum, Monetarisierung beliebiger Inhalte, reibungsloses Bezahlen. Und das alles auf Basis individueller Kontrolle über Assets und Daten. Bitcoin Lightning ist nicht zu komplex, aber es ist eine potenziell leistungsstarke Basis für neue Anwendungsfälle. Es steckt noch in den Kinderschuhen. Die oben genannten Anwendungen werden von kleinen aufstrebenden Unternehmen verwaltet, die alle weniger als 100 Mitarbeiter haben. Wie nützlich kann Lightning sein, wenn größere Technologieunternehmen wie Block oder FinTech-Legenden wie David Marcus investieren?

Eingebettete Lightning-Finanzierung

Mit anderen Worten: Die Innovationskraft von FinTech 1.0 ist begrenzt. Mit jeder Aktualisierung (also Erhöhung) der Revolut-Raten wird deutlicher, dass es schwierig ist, echte Revolutionen im Zahlungsverkehr auf veralteter Infrastruktur zu erreichen. Revolut muss für diese Infrastruktur bezahlen und auch große Compliance-, Reporting- und Sicherheitsabteilungen finanzieren. Die Zentralbank von Revolut ist möglicherweise effizienter als die vieler etablierter Banken. Aber Sie brauchen auch Core Banking mit der ganzen Komplexität.

FinTech 2.0 sollte mit Crypto Rails laufen, sonst geht es gar nicht. Und das ist durchaus möglich. Kein Protokoll wie Lightning darf sich durchsetzen. Das …

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