Regierungskrise in Italien – Mario Draghi ist zurückgetreten

  • Ministerpräsident Mario Draghi reichte wie erwartet seinen Rücktritt bei Präsident Sergio Mattarella ein. Er habe den Rücktritt angenommen, erklärte Mattarella.
  • Er habe Draghi jedoch gebeten, vorerst mit den offiziellen Geschäften fortzufahren, so Mattarella weiter.
  • Bei der Vertrauensabstimmung im Senat am Vorabend fehlte Mario Draghi deutlich die gewünschte breite Zustimmung.

Mattarella spielt nun eine wichtige Rolle für die Zukunft des Landes mit seinen fast 60 Millionen Einwohnern. Er muss dann entscheiden, ob er die Kammern des Parlaments auflöst und den Weg für vorgezogene Neuwahlen ebnet oder einen Experten oder Politiker findet, der aus dem bestehenden Parlament eine neue Mehrheitsregierung bildet.

Eine Woche zwischen der ersten und zweiten Auszahlung

Draghi wollte bereits am vergangenen Donnerstag zurücktreten, als die populistische Regierungspartei Fünf-Sterne-Bewegung dem Senat im Hinblick auf die Abstimmung über ein 1-Milliarden-Dollar-Hilfspaket kein Vertrauen aussprach. Mattarella lehnte das Angebot jedoch ab. Stattdessen sollte sich Draghi am Mittwoch im Senat und am Donnerstag im Repräsentantenhaus zur Regierungskrise äußern.

Im Senat erlitt der parteilose Banker jedoch am Mittwochabend einen harten Schlag, als drei seiner Regierungsparteien bei einem Vertrauensvotum gegen seine Regierung nicht abstimmten. Obwohl er die Abstimmung mit 95 zu 38 Stimmen gewann, erhielt er nicht die breite Zustimmung, die er für einen neuen „Vertrauenspakt“ forderte.

Italien gerät immer mehr ins politische Chaos. Die Märkte reagierten am Morgen auf die drohende politische Instabilität in der drittgrößten Volkswirtschaft der EU mit einer Abwärtsbewegung. Der Mailänder Aktienmarkt war derweil zwei Prozent im Minus.

So könnte das hoch verschuldete Italien eine Gefahr für die EU und den unter Druck geratenen Euro darstellen. Mattarellas Entscheidung könnte schwerwiegende Folgen für Italien haben.

Vorgezogene Neuwahlen würden in Italien, aber auch in Europa zunächst politische Lähmung bedeuten und für Instabilität sorgen. Eigentlich sollte das Parlament auf weitere Reformen drängen, um die milliardenschweren Wiederaufbaugelder der Krone von Brüssel zu sichern.

Mitte-Rechts-Block mit Mehrheit?

Zudem muss der Haushalt für 2023 geplant werden, was in der italienischen Politik traditionell für viel Streit sorgt. Meinungsumfragen zufolge könnte die Wahl auch die politische Landschaft erheblich verändern.

An der Spitze steht derzeit die rechtsextreme Oppositionspartei Fratelli d’Italia von Giorgia Meloni. Zusammen mit der rechten Liga und der konservativen Forza Italia könnte der Mitte-Rechts-Block so eine große Zahl von Menschen und am Ende vielleicht sogar eine parlamentarische Mehrheit hinter sich vereinen.

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