Von Melanie Hoffmann | 25. Juli 2022 um 19:56 Uhr
Kopfschmerzen? Jetzt hilft ein Aspirin. Schmerzmittel sind für viele Menschen ein fester Bestandteil der Erste-Hilfe-Ausrüstung. Aber das Medikament kann unter bestimmten Bedingungen auch schädlich sein.
Studien zufolge kann Aspirin mehr als nur bei Kopfschmerzen helfen. Es gibt wissenschaftliche Beweise, dass das Medikament gegen Darmkrebs hilft, vor einer Corona-Infektion schützt und die Genesung beschleunigt, und dass niedrige Dosen das Risiko einer Fehlgeburt bei Frauen verringern können. Auch ist vor allem in den USA die Annahme weit verbreitet, dass das Schmerzmittel prophylaktisch (täglich) eingenommen werden sollte, um Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorzubeugen. Die Deutsche Herzstiftung hingegen warnt davor, sie nicht zu oft einzunehmen.1 Und der aktuelle Stand der Studie weist auch darauf hin, dass Aspirin unter bestimmten Bedingungen negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben kann.
Mögliche schädliche Wirkungen von Aspirin
Der Zusammenhang zwischen der Einnahme von Aspirin und der Herzgesundheit ist seit langem umstritten. Da Acetylsalicylsäure (kurz ASS), weltweit vor allem unter dem Markennamen Aspirin bekannt, nicht nur schmerzlindernd, sondern auch gerinnungshemmend und entzündungshemmend wirkt, geht man davon aus, dass sie vor Herzinfarkt und Schlaganfall schützen kann. Daher nehmen viele Menschen Aspirin vorbeugend ein, ohne sich der möglichen negativen Auswirkungen bewusst zu sein. Und diese können auch, aber nicht nur, das Herz betreffen.
Wirkung auf das Herz
Eine Studie aus dem Jahr 2021 zeigte, dass Aspirin nicht für jeden als vorbeugende Maßnahme für die Herzgesundheit empfohlen wird. Er kam zu dem Schluss, dass das Medikament Menschen schaden kann, die mindestens einen Risikofaktor für Herzinsuffizienz haben. Der Grund: Es erhöht offenbar die Wahrscheinlichkeit eines Herzinfarkts.2 Risikofaktoren sind Rauchen, Bluthochdruck, hoher Cholesterinspiegel und Diabetes.
Auch interessant: 7 Schritte zu einem gesunden Herzen
Blutungen durch Aspirin
Aber auch Menschen, die durch keinen der oben genannten Faktoren prädisponiert sind, sollten die regelmäßige und langfristige Einnahme von Aspirin nicht unterschätzen. Eine Studie der University of Georgia untersuchte 1.000 Probanden, die fünf Jahre lang täglich Aspirin eingenommen hatten. Einerseits wurde nachgewiesen, dass in dieser Phase weniger Herzprobleme auftraten, andererseits fanden Wissenschaftler deutlich mehr Fälle von inneren Blutungen, auch im Unterleib. Das Forschungsteam war besonders besorgt über die Zahl der Aspirin-Anwender, bei denen Blutungen im Gehirn auftraten.3
Eine Studie der US Preventive Services Task Force (USPSTF) kommt zu dem Ergebnis, dass insbesondere Menschen über 60 Jahren nicht von der präventiven Einnahme von Aspirin abgeraten werden sollte. Das Team analysierte 13 randomisierte klinische Studien mit insgesamt 161.680 Probanden, die täglich eine niedrige Dosis Aspirin (100 Milligramm) als vorbeugende Maßnahme zum Schutz vor Herzerkrankungen einnahmen. Auch hier bestätigte sich das Risiko innerer Blutungen, insbesondere für ältere Menschen. Der Grund dafür kann sein, dass das Blutungsrisiko im Allgemeinen mit dem Alter zunimmt. Die gerinnungshemmende Wirkung von Aspirin könnte diese Gefahr verstärken.4
Auch von Interesse: Anämie: Ursachen, Symptome und Behandlung
Wirkung auf die Leber
Chinesische Forscher warnen vor den negativen Auswirkungen von Aspirin auf die Leber, insbesondere bei Kranken. Eine Analyse von Krankenhausdaten von 156.570 Menschen hatte ergeben, dass entzündungshemmende Medikamente wie Aspirin und Ibuprofen die Leber schädigen können. Besonders gefährdet sind Menschen mit hohen Cholesterinwerten, Herz-Kreislauf-Problemen und bereits geschädigter Leber. Personen, die bereits operiert wurden, sollten der Studie zufolge auch auf die Einnahme von Aspirin und ähnlichen Medikamenten verzichten.5
Auch interessant: Kombinationen aus Ibuprofen und bestimmten Medikamenten können die Nieren dauerhaft schädigen
Zusammenhang zwischen Aspirin und Krebs
Ein weiterer Grund, Aspirin zu sparen: Laut einer fünfjährigen Studie mit 19.114 älteren australischen und amerikanischen Teilnehmern erhöht das Medikament das Risiko, an Krebs zu sterben.
Ziel der Studie war es, besser zu verstehen, wie Aspirin mit der Krebsentstehung und dem Risiko, als Krebspatient an der Krankheit zu sterben, zusammenhängt. Das Ergebnis: Aspirin kann das Krebsrisiko um 19 Prozent erhöhen. Das Risiko, an Krebs im fortgeschrittenen Stadium zu erkranken, steigt nach der Einnahme von Aspirin um 22 Prozent. Die Sterblichkeitsrate war besonders hoch bei Patienten mit fortgeschrittenem solidem Krebs, die Aspirin einnahmen.6 Krebserkrankungen mit sogenannten soliden Tumoren (harte, solide Krebszellen in einem Organ) umfassen Brustkrebs, Prostatakrebs, Dickdarm- oder Lungenkrebs. Krebs.7
Auch interessant: 9 Lebensmittel, die nachweislich vor Krebs schützen
Fazit
Nach heutigem Kenntnisstand kann Aspirin schwerwiegende negative Auswirkungen haben. Vor allem, wenn Sie das Medikament regelmäßig einnehmen, ein gesundheitliches Problem haben und/oder älter sind. In den meisten Fällen wird eine regelmäßige Einnahme nicht empfohlen. Natürlich ist es völlig in Ordnung, ab und zu eine Tablette einzunehmen, wenn Sie Kopfschmerzen haben. Alles darüber hinaus sollte nur in Absprache mit Ihrem Arzt erfolgen.
Quellen
- 1. Deutsche Herzstiftung. Antikoagulation mit ASS (Aspirin). (abgerufen am 25. Juli 2022)
- 2. Mujaj, B., Zhang, ZY, Yang, WY et al. (2021). Die Verwendung von Aspirin ist mit einem erhöhten Risiko für Herzinsuffizienz verbunden: eine gepoolte Analyse auf Patientenebene. ESC Herzinsuffizienz.
- 3. Moriarty F., Ebell MH (2020). Ein Vergleich zeitgenössischer und älterer Studien zu Aspirin zur Primärprävention. Familienübung.
- 4. US-Task Force für Präventivdienste. (2022). Verwendung von Aspirin zur Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. JAMA.
- 5. Kong, X., Guo, D. Liu, S. et al. (2021). Inzidenz, Merkmale und Risikofaktoren von arzneimittelinduzierten Leberschäden bei Krankenhauspatienten: eine abgestimmte Fall-Kontroll-Studie. Britisches Journal für klinische Pharmakologie.
- 6. McNeil, JJ, Gibbs, P., Orchard, SG et al. (2021). Wirkung von Aspirin auf die Krebsinzidenz und Mortalität bei älteren Menschen. Magazin des National Cancer Institute.
- 7. Bayerische Krebsgesellschaft. Was ist eigentlich Krebs? (abgerufen am 25. Juli 2022)