Nicola Siegrist (25) ist die neue Chefin von Juso
„Wir müssen den Kapitalismus hinter uns lassen“
Zürcher Regierungsrätin Nicola Siegrist wurde am Sonntag zur neuen Juso-Präsidentin gewählt. Im Interview erklärt er, was seine politischen Ziele sind und wie er die grösste Jugendpartei der Schweiz verändern will.
Veröffentlicht: 17:30 Uhr
|
Aktualisiert: vor 28 Minuten
Juso hat einen neuen Präsidenten. Zürcherin Nicola Siegrist (25) übernimmt die Führung in Ronja Jansens grösster Schweizer Jugendparty (27). Am Sonntag setzte es sich mit 155 zu 105 Stimmen gegen den Genfer Thomas Bruchez (23) durch.
Siegrist studierte Geographie und Raumplanung an der Universität und ETH Zürich und ist seit drei Jahren Mitglied des Zürcher Kantonsrates. Unter ihm wird Juso grüner. Denn Siegrist ist Klimaaktivistin und engagiert sich seit drei Jahren im Klimastreik. Blick sprach kurz nach der Wahl mit ihm.
Blick: Herr Siegrist, Sie sind kürzlich als Vizepräsident der Juso zurückgetreten. Jetzt sind Sie als Präsident zurück. Warten Sie auf die Ladung? Nicola Siegrist: Das Vertrauen, das mir die Mitglieder entgegenbringen, ist überwältigend. Jusos Präsidentschaft ist eines der spannendsten politischen Ämter in der Schweiz. Immerhin ist sie die größte Jugendpartei des Landes und nicht nur deswegen ernst zu nehmen. Unsere Partei steht an der Schnittstelle zwischen der Straße und den politischen Institutionen. Unsere Stimme zählt.
Das Motto von Juso lautet: Ändere, was dich stört. Was stört Sie am meisten? Es stört mich sehr! Aber was mir im Moment am meisten Sorgen bereitet, ist die Klimakrise als größte Bedrohung unserer Zivilisation. Deshalb startet Juso im August die „Zukunftsinitiative“. Die Frage ist, wer für die Klimakrise bezahlen muss.
Die heute verabschiedete Initiative will zur Finanzierung des Klimaschutzes eine 50-prozentige Erbschaftssteuer auf geerbte Vermögenswerte von über 50 Millionen Franken einführen. Warum halten Sie diese Forderung für die dringendste: Die Klimakrise ist die direkte Folge des wachstumsgetriebenen Kapitalismus. Die Reichsten profitierten von diesem System. Daher ist es mehr als fair, dass auch sie für die Klimakrise bezahlen müssen und nicht die Allgemeinheit. Nur wenn wir den Kapitalismus hinter uns lassen, werden wir die Klimakrise überwinden können. Genau das wollen wir mit unserer Initiative erreichen.
Sie wollen die Juso wieder aufbauen. Strukturreformen seien nötig, sagte er im Wahlkampf. Woran denken Sie: Juso hat in den letzten zwei Jahren über 1000 neue Mitglieder gewonnen. Damit wir als Partei dieses Potenzial nutzen können, brauchen wir neue Strukturen. Wir müssen unsere Partner stärken, damit wir als Partei stärker sind!
Was wollen Sie noch ansprechen?“ Ich habe mit der Vision einer vereinten Linken begonnen. Parteien, Gewerkschaften und Bewegungen arbeiten heute zu wenig zusammen. Ich möchte versuchen, die einzelnen Kräfte wieder zusammenzubringen. Damit wir gemeinsam stärker und kämpferischer sein können.
Welche Beziehung sollte Juso zwischen Ihnen und der Mutterpartei haben? Jusos Aufgabe ist es weiterhin, die SP nach vorne zu führen und auf konsequenten Positionen zu pochen. Gleichzeitig verfolgen wir gemeinsam das gleiche Ziel.
Ein Mann an der Spitze, ist das nicht ein Problem für eine feministische Partei? Ich erbe ein großes feministisches Erbe von meinen Vorgängerinnen Ronja Jansen und Tamara Funiciello. Ich nehme es ernst. Wie das funktioniert, müssen wir testen, wenn ein Mann die junge feministische Partei Juso anführt. Aber dank dem Rest der Partei und meiner Motivation bin ich sicher, dass wir weiterhin eine starke feministische Kraft sein werden.