Forscher des Imperial College London haben kürzlich eine umfassende Fallserie zu Affenpocken veröffentlicht. Dazu wurden 528 Infektionen untersucht, die zwischen dem 27. April und dem 24. Juni in 16 Ländern diagnostiziert worden waren. Insgesamt waren 98 % der schwulen oder bisexuellen Männer betroffen. Das Durchschnittsalter lag bei 38 Jahren, berichten die Wissenschaftler im Fachblatt „NEJM“.
Laut der Veröffentlichung wurde das Virus in 95 Prozent der Fälle bei sexueller Aktivität übertragen. Es sind aber auch andere Übertragungswege möglich, beispielsweise durch Tröpfcheninfektion oder Kontakt mit den charakteristischen Hautläsionen. „Es ist wichtig zu beachten, dass Affenpocken keine klassische sexuell übertragbare Krankheit (STI) sind, sondern durch jede Art von engem Kontakt übertragen werden können“, sagt Studienautor Dr. John P. Thornhill in einer Erklärung der Queen Mary University of London.
Die Symptome unterscheiden sich bei kranken Menschen
Die Symptome der Patienten waren nicht immer eindeutig: 95 % hatten Hautläsionen und die Mehrheit (64 %) hatte weniger als 10 Läsionen. 73 % hatten Läsionen im After und in den Genitalien, wobei fast 10 % der Patienten nur eine einzige Läsion aufwiesen. Letztere ähneln den Symptomen anderer sexuell übertragbarer Krankheiten, weshalb sie leicht zu verwechseln seien, betonen die Autoren. Mediziner sollten auch Affenpocken in Betracht ziehen, wenn diese Symptome bei Personen mit hohem Risiko auftreten.
Die Patienten hatten auch Fieber (62 %), Benommenheit (41 %), Muskelschmerzen (31 %) und Kopfschmerzen (27 %). 13 Prozent der Patienten mussten ins Krankenhaus eingeliefert werden, einige wegen starker Schmerzen im Anus und Rektum, starken Halsschmerzen, Schluckbeschwerden oder Augenverletzungen. Es gab drei schwerwiegende Komplikationen: Ein Patient entwickelte eine Epiglottitis (Entzündung des Rachens) und zwei entwickelten eine Myokarditis (Entzündung des Herzmuskels).
Die Europäische Seuchenbehörde ECDC hatte bereits in einem Bericht vom 8. Juli festgestellt, dass die Krankheit beim aktuellen Ausbruch von Affenpocken ein Spektrum von Symptomen aufwies, das sich von früheren Affenpockenausbrüchen in Endemieländern unterschied. Auch asymptomatische oder subklinische Schlaganfälle kommen vor. Letztere sollten bestätigt und auf Übertragungsrelevanz geprüft werden, so das ECDC. Asymptomatische Infektionen machen die Eindämmung des Ausbruchs besonders schwierig. Die aktuelle Fallserie gibt dazu keine Auskunft: Eingeschlossen wurden nur Infizierte, die sich wegen Symptomen in ärztliche Behandlung begaben.
Was: DOI 10.1056/NEJMoa2207323