Viele kennen das: Ihr Partner oder Kind hat Omikron, aber Sie selbst bleiben gesund. Wie kann das sein? Die Experten haben die Antwort.
London – In vielen deutschen Haushalten spielt sich das gleiche Szenario ab: Ein Familienmitglied hat sich im Büro oder Kindergarten mit Corona oder omicron infiziert und niest und hustet nun in der ganzen Wohnung. Der Erkrankte muss in Quarantäne, alle anderen sind mit Schnelltests oder gar PCR beschäftigt und trotz leichter Symptome weiterhin negativ. Menschen, die nicht mit Corona infiziert sind und Novizen genannt werden, sind zwar den ganzen Tag über als Erstkontakt der Viruslast ausgesetzt. Wie kann das sein? Warum infizieren sich manche Menschen nicht mit Corona?
Corona: Deshalb stecken sich manche Menschen nicht an: Die Ergebnisse neuer Studien überraschen
Wissenschaftler haben mehrere Erklärungen dafür, warum manche Menschen sich nicht mit Corona infizieren. Studien zufolge könnten folgende Faktoren eine Infektion mit Omikron oder einer anderen Corona-Variante beeinflussen:
- Januar
- Antikörper (T-Zellen)
- Blutgruppe 0
Warum infizieren sich manche Menschen nicht mit Corona? Ein Grund sind die Gene
Einige Forscher gehen davon aus, dass unsere Gene dafür verantwortlich sein könnten, dass sich manche Menschen nicht mit Corona anstecken. Auch ein britisches Team um Professor Christopher Chiu plant weitere „Human Challenge Studies“ (siehe unten). „Es gibt Menschen, denen es aufgrund genetischer Merkmale schwer fällt, sich zum Beispiel mit Malaria oder HIV anzustecken. Das wird teilweise auch für Sars-CoV-2 gelten“, sagte Leif Erik Sander, Leiter der Berliner Charité-Klinik für Infektiologie, der Deutschen Presse-Agentur. Erbliche Faktoren verstehen sich jedoch nicht vollständig.
Corona: Durch das umstrittene „Human Challenge Project“ haben sich Menschen freiwillig infiziert.
Forscher in Großbritannien haben auch untersucht, warum sich manche Menschen nicht mit Corona anstecken. Sie haben kürzlich die Ergebnisse Ihrer Studie veröffentlicht. Bereits im Februar 2021 wurde das „Human Challenge Project“ breit diskutiert.
Denn 36 Menschen in Großbritannien hatten sich freiwillig dem Coronavirus ausgesetzt: Wissenschaftler des Imperial College London hatten Testteilnehmern eine kleine Menge einer der frühen Varianten des Virus in die Nase getropft. Das berichtet das Nachrichtenmagazin Der Spiegel. Die Dosis war hoch genug, um eine Infektion auszulösen. Viele Kritiker stellten sich damals die Frage: Ist es ethisch und moralisch richtig, Menschen anzustecken, um andere Menschen besser zu schützen?
Warum infizieren sich manche nicht mit Corona? Sie haben passende T-Zellen
Glücklicherweise haben alle 36 Probanden im Alter zwischen 18 und 30 Jahren die Infektion gut überstanden. Es ist nicht natürlich, denn sie waren zuvor weder geimpft noch infiziert worden – bis auf zwei, die später von der Testreihe ausgeschlossen wurden. Die restlichen 34 wurden zwei Wochen lang engmaschig medizinisch überwacht und dann weitere 12 Monate beobachtet.
Das Interessanteste: Nur 18 Testpersonen waren mit Corona infiziert. Die anderen 16, fast die Hälfte, blieben gesund und entwickelten keine Infektion. Sie gehören zu den Menschen, die sich nicht mit Corona anstecken. Viele von ihnen wurden jedoch zeitweise positiv auf niedrige Viruskonzentrationen getestet, wie die britische Zeitung „Guardian“ berichtet. Sie hatten also das Virus im Körper, aber der PCR-Test hat nicht funktioniert. Aber wieso?
T-Zellen im Blut könnten dafür verantwortlich sein, dass sich bestimmte Menschen nicht mit Corona infizieren.
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Die Erklärung des Studienleiters Professor Christopher Chiu: „Die Viruswerte sind nicht stark genug angestiegen, um nachweisbare Spiegel von Antikörpern, T-Zellen oder Entzündungsfaktoren im Blut zu verursachen.“
Genau das passiert wahrscheinlich vielen Menschen, die sich derzeit sicher sind, dass sie sich bei jemandem angesteckt haben, ein wenig niesen und husten, aber immer wieder negative Schnelltests oder sogar PCR haben.
Erkältungen haben auch etwas Gutes: Sie schützen unter Umständen vor einer Corona-Infektion
Aber warum schaffen es diese Menschen, nicht an Corona zu erkranken? Haben sie ein besonders gutes Immunsystem? Zumindest sind sie mit hoher Wahrscheinlichkeit zuvor mit bestimmten Coronaviren in Kontakt gekommen, wie eine weitere Studie zeigt.
Forscher des University College London untersuchten 52 Personen, die direkten Kontakt zu einer mit Covid-19 infizierten Person hatten. Nur die Hälfte von ihnen war infiziert. Auch in den Blutproben dieser Testpersonen fanden die Forscher T-Zellen.
T-Zellen, auch T-Lymphozyten genannt, sind weiße Blutkörperchen, die Teil des adaptiven Immunsystems sind. Sie wirken wie Antikörper, sind aber weniger spezifisch. Dadurch reagieren sie auch auf Viren, die ihnen bereits bekannt sind.
Das ist wichtig, denn: Wer vor der Pandemie eine Erkältung mit einem Coronavirus hatte (diese harmlosen Coronaviren gibt es schon lange), hat jetzt T-Zellen im Körper. Diese wiederum können die „bösen“ Covid-19-Viren unschädlich machen, wenn sie im Körper herumschwirren.
Manche Menschen infizieren sich nicht so schnell mit Corona, auch wenn sie direkten Kontakt damit haben. (Symbolfoto)
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Wissenschaftler betonen: Impfen bleibt der wirksamste Weg, sich vor Corona zu schützen
T-Zellen erinnern sich übrigens lange an Krankheitserreger. Wer also ausreichend T-Zellen im Körper hat, ist länger geschützt.
Warst du vor Corona oft erkältet und fühlst dich jetzt sicher? bitte nicht
Der Privatlehrer Dr. Juliane Walz, die am Universitätsklinikum Tübingen T-Zellen erforscht, sagte dem Nachrichtenmagazin Der Spiegel: „Es kommt nicht nur darauf an, ob T-Zellen vorhanden sind oder nicht, es kommt auch auf die Anzahl und Qualität der T-Zellen an.“ Bei manchen Menschen können T-Zellen die symptomatische Entwicklung verhindern, bei anderen jedoch nicht. Daher betonen Wissenschaftler in allen Studien, dass ihr nicht vertraut werden sollte. Der beste Schutz gegen Covid-19 bleibt eine vollständige Impfung, einschließlich einer Auffrischungsimpfung.
Corona-Studie zeigt: Deshalb stecken sich Menschen mit Blutgruppe 0 seltener an
Aber auch unsere Gene oder unsere Blutgruppe können Einfluss darauf haben, ob wir anfällig für Corona sind oder nicht. Das haben Forscher der Universität Graz herausgefunden. Für ihre Studie werteten die Wissenschaftler Daten von 399 Corona-Patienten aus, die wegen des Virus im Krankenhaus behandelt werden mussten.
Das überraschende Ergebnis: Bei Corona-Infizierten wurde die Blutgruppe AB signifikant häufiger gefunden. „Die Ergebnisse unserer Studie zeigen, dass Menschen mit Blutgruppe 0 statistisch signifikant seltener an Covid-19 erkranken als Menschen mit Blutgruppe A, B oder AB“, erklärte Studienleiter Thomas Wagner in einer Pressemitteilung Das bedeutet: Wer Blutgruppe 0 hat, ist möglicherweise weniger anfällig für eine Corona-Infektion. Die Betonung liegt auf dem Wort „könnte“. Darauf sollten Sie sich nicht verlassen.
Corona: Warum infizieren sich Menschen nicht mit omicron? Blutgruppe 0 schützt
Wie Der Spiegel berichtet, stützt eine aktuelle französische Studie diese Hypothese. „Den Ergebnissen zufolge könnten Menschen mit Blutgruppe 0 das Virus besonders leicht übertragen, aber die Wahrscheinlichkeit, dass sie andere Menschen anstecken, ist geringer“, sagt der Spiegel.
Die Datenanalyse ergab, dass Menschen mit Blutgruppe A ein höheres Corona-Risiko haben, Menschen mit Blutgruppe 0 ein geringeres Risiko als der Bevölkerungsdurchschnitt.
Ziel vieler dieser Forschungsergebnisse ist es, die Menschen künftig auch durch die Entwicklung neuer Medikamente besser vor Corona schützen zu können. Bis dahin werden wohl viele denken: Egal wie oder warum, das Wichtigste ist, dass man gesund ist.
Wer noch mit Corona infiziert ist, sollte sich alle Informationen zur dominanten Corona-Omicron-Variante sowie zu Inkubationszeit und Symptomen holen.
++Transparenzhinweis: Dieser Artikel wurde erstmals am 10.03.2022 veröffentlicht und am 19.05.2022 um aktuelle Studien ergänzt.++
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