- nah dran
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Christoph Gschoßmann
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Kai Hartwig
Tausende tote Fische treiben in mehreren Regionen an den Ufern der Oder. Fischsterben verblüffen Experten weiterhin. Der Newsticker.
- Mehrere Tonnen toter Fisch in der Oder: Die Ergebnisse des Labors sollen Aufschluss geben. Erste Analysen wiesen auf Quecksilber als mögliche Ursache hin. Die Schlachtkörper werden nun auf 300 verschiedene Schadstoffe getestet.
- Ministerin Lemke kritisiert Zusammenarbeit mit Polen: Eine gemeinsame Anerkennung mit Polen soll wegen fehlender Informationen nicht funktionieren.
- Polen spricht von “Falschinformationen”: In letzter Zeit soll kein Wasser aus Polen in die Oder eingeleitet worden sein.
- Dieser Newsticker wird regelmäßig aktualisiert.
Update 15. August, 16.20 Uhr: „Es wurde vereinbart, die Reaktion auf die anhaltende Krise in einer gemeinsamen Task Force zu bündeln.“ Das war nach Angaben des Bundesumweltministeriums das Ergebnis von Beratungen in Stettin, die am Abend stattfanden. von Sonntag (14. August). Auf deutscher Seite nahmen Bundesumweltministerin Steffi Lemke, Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel (beide Bündnis 90/Die Grünen) und sein mecklenburg-vorpommerscher Amtskollege Till Backhaus (SPD) teil. Sie trafen sich mit der polnischen Umweltministerin Anna Moskwa und dem polnischen Infrastrukturminister Andrzej Adamczyk.
Wie am Montag (15. August) bekannt gegeben wurde, sind Experten aus beiden Ländern Teil der Arbeitsgruppe, die gemeinsam die Ursachen des Fischsterbens ermitteln und notwendige Maßnahmen entwickeln soll. Der Leiter der polnischen Wasserbehörde wurde entlassen und der Leiter der polnischen Umweltbehörde seines Postens enthoben. „Ich denke, die polnische Seite ist jetzt in einer ganz anderen Position als noch vor einer Woche“, sagte Vogel.
Tote Fische werden mit schwerem Gerät aus der Oder geborgen.
© Picture Alliance/dpa/PAP | Marcin Bielecki
„Höchste Priorität hat der Schutz der Bevölkerung, die Schadensbegrenzung und die Ermittlung des Verursachers“, so Lemke. Laut dem brandenburgischen Ministerpräsidenten Woitke ist es “wesentlich wichtig”, zu wissen, was genau die Umweltkatastrophe ausgelöst hat und ob die Gefahren noch bestehen oder ob die Giftwelle vorbei ist. Sicher ist laut Vogel bisher aber nur, dass das Oderwasser eine noch ungeklärte „Anomalie“ aufweist. Salzgehalt und pH-Wert der Oder sind so hoch, dass sie selbst „giftig“ sind.
Außerdem wird die Sauerstoffkonzentration im Wasser stark erhöht, obwohl man angesichts der hohen Temperaturen und des niedrigen Wasserstands eher das Gegenteil erwarten würde. Es ist davon auszugehen, dass diese Messwerte eine Reaktion auf die unbekannten Substanzen sind, die den Fischtod verursacht haben.
Experten aus beiden Ländern wollen sich ab diesem Dienstag (16. August) treffen. Die Umweltkatastrophe soll auch Thema beim Deutsch-Polnischen Umweltrat am 29. August sein.
Oder: Labor testet Fischkadaver auf 300 Schadstoffe – Menschen sollten Wasser nicht anfassen
Update 15. August, 15.30 Uhr: Bei der Suche nach dem Grund für das mysteriöse Fischsterben in der Oder wächst in Deutschland der Unmut über Missverständnisse mit Polen. „Es ist nicht so gelaufen, wie es hätte laufen sollen“, sagte Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke am Montag (15. August) vor seinem Besuch in Lebus nördlich von Frankfurt an der Oder. Bundesumweltministerin Steffi Lemke wies am selben Tag gegenüber der ARD darauf hin, dass die fehlende Aufklärung der Ursache zu einem “massiven Vertrauensverlust, insbesondere in der polnischen Bevölkerung, aber wohl auch hier” führen werde.
Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel kündigte an, das Landeslabor untersuche das Oderwasser auf Schadstoffe: Rund 300 Schadstoffe, darunter Pestizide, sollen getestet werden. Allerdings „kann es noch ein paar Tage dauern, bis wir alle Stoffe geprüft haben, die wir für möglich halten“, sagte der Grünen-Politiker im RBB-Inforadio. Derzeit sind giftiges Quecksilber und der hochgiftige Stoff Mesitylen als Ursache für das Fischsterben nicht ausgeschlossen. Laut Premierminister Mateusz Morawiecki ist jedoch ein „riesiger[…] Menge“ chemischer Abfälle in die Oder geleitet wurde, setzte die polnische Regierung für die Aufklärung eine Belohnung von mehr als 200.000 Euro aus.
Generell sollten Menschen das Wasser der Oder nicht berühren. Freiwillige bergen nun die Fischkadaver, die anschließend auf dem PCK-Raffineriegelände in Schwedt verbrannt werden.
Tausende Fischkadaver in der Oder: Ölbarrieren sollen eine weitere Ausbreitung verhindern
Update vom 15. August, 8.30 Uhr: Am Montag (15. August) gab ein Sprecher des Umweltministeriums in Schwering erste Ergebnisse des deutsch-polnischen Treffens zum Problem des Fischsterbens in der Oder bekannt. Das Treffen, an dem auch Mecklenburg-Vorpommerns Umweltminister Till Backhaus (SPD) teilnahm, hatte am Vorabend im polnischen Stettin (Szczecin) stattgefunden. Die Umweltminister Polens und Deutschlands sowie der Länder Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern einigten sich darauf, dass Ölbarrieren im Stettiner Haff eine weitere Ausbreitung der Schwimmdärme verhindern sollen.
Auf polnischer Seite erreicht die Oder bei Stettin das Stettiner Haff, das zu zwei Dritteln zu Polen gehört und zwei Wasserverbindungen mit der Ostsee hat. Im deutschen Teil des Boddens – mit rund 900 Quadratkilometern ist er etwa doppelt so groß wie der Bodensee – waren bisher noch keine toten Fische aus der Oder angespült worden.
Tausende tote Fische treiben in der Oder: Labortests laufen auf Hochtouren
Update 15. August, 7.10 Uhr: Das Fischsterben in der Oder bleibt ein Rätsel. Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) will sich die Lage am Montag bei Lebus an der Grenze zu Polen anschauen. Auch dort retteten Einsatzkräfte und Freiwillige am Wochenende große Mengen toter Fische aus dem Grenzfluss.
Darüber hinaus werden weitere Laborergebnisse im Bundesstaat erwartet. Geprüft wird unter anderem, ob ein erhöhter Salzgehalt im Wasser mit dem Fischsterben zusammenhängt. Nach Angaben der polnischen Regierung wurden in früheren Labortests keine giftigen Substanzen entdeckt. Die Fische seien auf Quecksilber und andere Schwermetalle getestet worden, sagte Polens Umweltministerin Anna Moskwa am Sonntagabend in Stettin bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne).
Das Fischsterben in der Oder gibt nach wie vor Rätsel auf.
© Marcin Bielecki/dpa
Fischsterben in der Oder: Lemke setzt bei der Aufklärung auf Zusammenarbeit mit Polen
Update 14. August, 21.29 Uhr: Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) setzt bei der Aufklärung des Fischsterbens in der Oder auf die Zusammenarbeit mit Polen. Nach einem Treffen mit seiner polnischen Amtskollegin Anna Moskwa am Sonntagabend in Stettin sagte Lemke, es seien lösungsorientierte Gespräche geführt und “gute und gemeinsame Schritte” vereinbart worden. Dazu gehören insbesondere Verbesserungen der Informationsketten. In den letzten Tagen gab es Versäumnisse. Die deutsche Seite wurde zunächst von Fischern über das Fischsterben informiert.
Nun geht es darum, den Schaden zu minimieren, die Bevölkerung zu informieren und zu schützen und den Verursacher der Umweltkatastrophe zu ermitteln. Lemke dankte auch den ehrenamtlichen und hauptamtlichen Helfern, die bereits große Mengen toter Fische aus dem Grenzfluss geborgen haben. “Es ist klar, dass wir vor einer sehr schlimmen Umweltkatastrophe stehen”, sagte der Minister. Die möglicherweise jahrelang anhaltenden Auswirkungen sind noch nicht absehbar.
Regierung von Polen: Bisher wurden keine toxischen Substanzen in Fischen nachgewiesen
Update 14. August, 21.25 Uhr: Nach Angaben der polnischen Regierung wurden bei Labortests an toten Fischen aus der Oder keine Giftstoffe entdeckt, die das Fischsterben verursacht haben. Die Fische seien auf Quecksilber und andere Schwermetalle getestet worden, sagte Polens Umweltministerin Anna Moskwa am Sonntag in Stettin bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne). In den nächsten Stunden würden die Fischproben auf weitere 300 Schadstoffe, darunter Pestizide, untersucht. Außerdem sollen Fischkadaver seziert und das Verhalten der Fische kurz vor dem Tod untersucht werden.
Laut Moskva zeigten Wasserproben einen hohen Sauerstoffgehalt, was für die Sommerperiode und niedrige Wasserstände ungewöhnlich ist. Das Wasser kann oxidiert sein. Dies könnte darauf hindeuten, dass Fischsterben möglicherweise keine natürliche Ursache hat, sondern dass es einen Täter gibt, der Substanzen ins Wasser freigesetzt hat.
Update 14. August, 18.59 Uhr: Im Zusammenhang mit dem Fischsterben in der Oder hat die polnische Wasserbehörde Berichte dementiert, dass zwischen Ende Juli und Anfang August Wasser aus polnischen Stauseen in den Fluss eingeleitet wurde. Laut der Nachrichtenagentur PAP handelte es sich um falsche Informationen, die in den polnischen und deutschen Medien verbreitet wurden. Folglich ist der kurzfristige Anstieg des Wasserspiegels witterungsbedingt. „In der Tschechischen Republik fielen Ende Juli starke Regenfälle, die den Fluss und den Wasserstand der Oder beeinträchtigten“, heißt es in der Erklärung.
Das Umweltministerium des Landes Brandenburg schrieb am Donnerstag in einer Mitteilung, dass nach den Ergebnissen der ersten Analyse am 8. August eine “starke Welle organischer Stoffe”…