Sommernachtskonzert als polyphones Fest in Europa

16. Juni 2022

Zum Sommernachtskonzert erstrahlte Schönbrunn wieder in hellem Glanz © APA / TOBIAS STEINMAURER

Früher war das Sommerabendkonzert der Wiener Philharmoniker im Park von Schloss Schönbrunn ein Garant für eine regnerische Nacht. Die Tage, an denen das Wetter immer warm war, sind vorbei, und am Donnerstag hörten die Schauer rechtzeitig zum Beginn der Veranstaltung auf. Trockenen Fußes stellte das Spitzenorchester unter der Leitung des lettischen Dirigenten Andris Nelsons das musikalische Erbe und den Zusammenhalt Europas in den Mittelpunkt des Abends.

Philharmoniker-Vorstand Daniel Froschauer betonte eingangs, dies stehe „ganz im Zeichen des respektvollen Miteinanders und des Friedens“. Die Auswahl des Programms spiegelte auch die Bedeutung der kulturellen Verbundenheit Europas wider. In Kriegszeiten wurde beispielsweise der Walzer „Goodbye“ von der Urahnin der ukrainischen Musik, Mykola Lysenko, aufgeführt, ein bombastischer Abschied vom Ende des Jahrhunderts, der angesichts der aktuellen Weltlage weitere Assoziationsräume eröffnete. . Aber auch Klänge aus Nelsons’ Heimatstadt waren zu hören, die beim Sommernachtskonzert debütierten. Die Philharmoniker sangen einen Tango des Letten Arturs Maskats, 64, der ein Bandoneon im Piazzolla-Stil enthält, was es vielleicht zum aufregendsten Stück des Abends machte.

Doch die Reise ging nicht nur nach Norden und Osten – wenn nicht bis nach Russland – sondern auch zu den übrigen Dreh- und Angelpunkten des Kontinents, beginnend mit Beethovens „Leonore“-Auftakt, überraschend zart und einem Außenraum vorbehalten. das Ereignis erklang. Rossinis fast in marschierender Geste vorgetragene Eröffnung zu „La gazza ladra“, die in der Popmusik geprägte „Rumänische Rhapsodie“ von George Enescu und nicht zuletzt auch das Cellokonzert Nr. 1 von Camille Saint-Säens. zum paneuropäischen Tanz. Bei letzterem unterstützte der französische Starcellist Gautier Capuçon das Orchester.

Traditionell erstrahlt dieses Musikfestival für Europa nicht nur in hellen Tönen, sondern auch dank des grellen Lichtspektakels an der Fassade des Schlosses, das Schönbrunn in diesem Jahr immer wieder in eine Art Tarnmantel hüllte. Rund 65.000 Klassik-Fans ließen sich nach Angaben der Veranstalter vom vorangegangenen Hochwasser nicht entmutigen und nutzten den freien Eintritt, um die Kultur zu genießen. Das war weniger als im Rekordjahr 2018 mit 104.500 Gästen, aber natürlich deutlich mehr als im Vorjahr, als sich die Pandemie mit maximal 3.000 begnügen musste.

Der Klassiker wurde traditionell auf ORF 2 zeitversetzt ab 21.20 Uhr und der 3. am Samstag ab 21.45 Uhr wiederholt. In den Mediatheken können Sie weiterhin den Europäischen Reigen im Schlosspark konsultieren.

sommernachtskonzert.at

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