Wie die EU für den Beitritt der Ukraine kämpft

Wird er im Ausland kandidieren?

Wie die EU für den Beitritt der Ukraine kämpft

Stand: 06:48 | Lesezeit: 3 Minuten

Die EU-Kommission kämpft um den Kandidatenstatus der Ukraine

Die EU-Kommission wird aller Voraussicht nach dafür sein, der Ukraine den EU-Kandidatenstatus zu verleihen. Kurz nach Beginn des russischen Angriffskrieges forderte der ukrainische Präsident Selenskyj den EU-Beitritt seines Landes.

Am Freitag wird die Europäische Kommission eine Empfehlung darüber abgeben, ob die Ukraine ein Kandidatenland wird. Nachdem Deutschland und Frankreich überraschend für Kiew gestimmt haben, herrscht anderswo mehr Skepsis. Österreich stellt eine Alternative zum Beitritt dar.

Anfang März forderte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj den EU-Beitritt seines Landes, das sich im Krieg mit Russland befindet. Diesen Freitag, weniger als drei Monate später, entscheidet die Europäische Kommission über eine Empfehlung als Beitrittskandidat.

EU-Diplomaten sagten gegenüber WELT, dass Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen voraussichtlich in naher Zukunft den Kandidatenstatus empfehlen werde und die Ukraine zunächst eine Reihe staatlicher Auflagen erfüllen solle. Dies könnte ein Kompromiss sein, um Selenskyjs Ruf nach einer schnellen Mitgliedschaft zu besänftigen, aber auch um Kritiker zu besänftigen, sagte er.

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Über den Kandidatenstatus entscheidet letztlich nicht die Instanz der Kommission, sondern die Mitgliedstaaten. Vor allem in Österreich gibt es durchaus Vorbehalte gegen ein beschleunigtes Verfahren. Bis vor kurzem hatten auch Frankreich und Deutschland Bedenken geäußert. Auf ihrer gemeinsamen Reise in die Ukraine haben sich der französische Präsident Emmanuel Macron und Bundeskanzler Olaf Scholz am Donnerstag überraschend dafür ausgesprochen, der Ukraine den EU-Kandidatenstatus zu verleihen. „Auf jeden Fall unterstützen wir den Status des Beitritts der Ukraine zur Europäischen Union“, sagte Macron auf einer Pressekonferenz in Kiew. Dieser Beitrittsstand wird von einem Fahrplan begleitet und berücksichtigt auch die Lage auf dem Westbalkan. Auch die Republik Moldau erhält den Status eines EU-Beitrittskandidaten.

Bundeskanzler Karl Nehammer sagte dagegen gegenüber WELT: „Was einen möglichen EU-Beitrittskandidatenstatus anbelangt, möchte ich festhalten, dass es klare und festgelegte Kriterien gibt, die ohne jeden eingehalten werden müssen.“ Aber es sollte keine zwei Standards geben, auch nicht den ersten – und Bewerber zweiter Klasse.”

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Es müsse sichergestellt werden, dass die EU in der Ukraine „die gleichen Standards“ anwende wie in anderen Kandidatenländern des Westbalkans. „In diesem Zusammenhang wäre es für mich undenkbar, der Ukraine den Kandidatenstatus zu verleihen und gleichzeitig Länder wie Bosnien und Herzegowina außen vor zu lassen“, sagte Nehammer.

„Zwischenschritte im Beitrittsprozess“

Das Westbalkanland hatte bereits Anfang 2016 einen Beitrittsantrag gestellt. „Wir dürfen auch in der Ukraine keine falschen Erwartungen wecken, denn der Erweiterungsprozess ist komplex und langwierig. Deshalb sollten wir dringend über Zwischenschritte im Beitrittsprozess nachdenken, etwa in Richtung einer europäischen Vorbereitungszone“, betonte der österreichische Bundeskanzler.

Dieser Vorbereitungsraum soll den Beitrittsprozess nicht ersetzen, sondern parallel dazu verlaufen und die Annäherung an EU-Standards erleichtern. Österreich hat dazu auf europäischer Ebene bereits konkrete Ideen vorgelegt. „Auch Präsident Macron mit seiner Idee, eine ‚Europäische Politische Gemeinschaft‘ zu gründen, die ich unterstütze“, so Nehammer weiter.

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Ihr Land wird sich weiterhin aktiv in den Diskussionsprozess einbringen. Es ist unbestreitbar, dass die Ukraine „ein Teil der europäischen Familie“ ist. „Österreich als militärisch neutrales Land unterstützt die Ukraine nach besten Kräften gegen den russischen Angriffskrieg und alle Bemühungen zur Beendigung der Feindseligkeiten.“

Österreichs Außenminister Alexander Schallenberg und Europaministerin Karoline Edtstadler haben sich bereits Ende Mai in einem internen Schreiben an den EU-Diplomatenchef Josep Borrell für eine „schrittweise Integration“ ausgesprochen. Demnach könnten die Ukraine und die Westbalkanstaaten schrittweise an die EU heranrücken.

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