Stand: 25.07.2022 15:11
Wenn Russland weiterhin so wenig Gas liefert wie bisher, werden die Speicher voraussichtlich bis November nicht wie geplant zu 90 Prozent gefüllt sein. Das sagte der Chef der Bundesnetzagentur. Es müssen zusätzliche Sparanstrengungen unternommen werden.
Der Chef der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, hält das Ziel eines Gasspeichergrades von 90 oder 95 Prozent zum 1. November für unrealistisch. Wenn nur 40 Prozent der Lieferkapazität durch die Pipeline Nord Stream 1 fließen, seien bestenfalls maximal 80 bis 85 Prozent erreichbar, sagte Müller nach Angaben von Teilnehmern eines Krisengipfels in der baden-württembergischen Landesregierung.
Der Füllstand liegt derzeit bei rund 66 Prozent. In einem Tweet bezeichnete Müller diesen Stand als sauber. Das nächste Ziel ist es, bis zum 1. September den Füllstand von 75 Prozent zu erreichen.
Ziel der Bundesregierung und der Netzagentur ist es, 20 Prozent Gas einzusparen, um sich auf den Winter vorzubereiten. „Aktuell liegen wir bei rund 14 Prozent Einsparung. Ohne Mehraufwand werden wir das im Winter nicht hinbekommen“, sagte Müller, der per Video zu der Beratung zugeschaltet war.
Mit 20 Prozent Ersparnis gibt es keinen Mangel
Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann warnte angesichts der Zahlen vor einer Spaltung der Gesellschaft. „Wenn wir auf einen Gasnotstand stoßen, werden die Fliehkräfte groß sein. Größer als bei Corona, und wir haben dieses Problem auch im Nacken“, sagte der Grünen-Politiker.
Gasgipfel in Baden-Württemberg
Markus Pfalzgraf, SWR, Tagesschau 15:00 Uhr, 25.7.2022
Er betonte auch, dass das Ziel sein müsse, 20 Prozent Energie einzusparen; dann hätte Deutschland keinen Gasmangel. Daher sind weitere Sparanstrengungen erforderlich. “Es liegt in unseren eigenen Händen. Und ich bin sicher, dass wir es schaffen können.” Auch andere Teilnehmer des Gipfels hoben die Geschlossenheit und Stärke des Unternehmens hervor.
Harter Winter
Gleichzeitig warnten jedoch mehrere Redner davor, dass Deutschland ein strenger Winter bevorstehe. Eine mögliche Gasknappheit ist die größte Sorge, aber die Verbraucher sollten auch auf eine “Preisexplosion” vorbereitet sein. Experten erwarten, dass sich der Preis verdoppeln oder sogar verdreifachen wird.
Daniela Diehl, SWR, mit Hintergrundinformationen zum Gasgipfel in Baden-Württemberg
tagesschau24 14:00 Uhr, 25.7.2022
Kreml: Russland ist ein zuverlässiger Lieferant
Unterdessen hat der Kreml betont, dass Russland „ein verantwortungsbewusster Gaslieferant“ sei. In Bezug auf Nord Stream 1 versicherte Sprecher Dmitry Peskov, dass eine große Turbine installiert werde, sobald Siemens Energy die dazugehörigen Unterlagen liefere. “Und dann beginnt das Pumpen, soweit es technisch möglich ist.”
Gleichzeitig stellte er fest, dass es in anderen Einheiten Pannen gab. Die Bundesregierung sieht die Beschreibung Moskaus als Vorwand, um geringere Gaslieferungen nach Deutschland zu rechtfertigen.
In derselben Rede sagte Peskov jedoch, die Situation könne sich jederzeit ändern, wenn die EU weiterhin Sanktionen verhänge.