Fischsterben in der Oder: Ist polnischer Chemiemüll der Grund?

Deutschland tötet den Fisch

Die polnische Regierung geht davon aus, dass die Chemieabfälle in der Oder entsorgt werden

Ab: 19:26 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten

Fischsterben in der Oder – Anzeichen für extrem hohe Quecksilberwerte im Fluss

Tote Fische schwimmen seit Tagen in der Oder zwischen Deutschland und Polen. Etwa zehntausend Tonnen Fischkadaver wurden bereits geborgen. Ursache für das Fischsterben ist offenbar ein extrem hoher Quecksilbergehalt im Wasser.

Hier können Sie sich unsere WELT-Podcasts anhören

Zur Anzeige eingebetteter Inhalte ist Ihre widerrufliche Einwilligung zur Übermittlung und Verarbeitung personenbezogener Daten erforderlich, da die Anbieter der eingebetteten Inhalte als Drittanbieter eine solche Einwilligung benötigen. [In diesem Zusammenhang können auch Nutzungsprofile (u.a. auf Basis von Cookie-IDs) gebildet und angereichert werden, auch außerhalb des EWR]. Indem Sie den Schalter auf „on“ stellen, erklären Sie sich damit einverstanden (jederzeit widerrufbar). Dies umfasst auch Ihre Zustimmung zur Übermittlung bestimmter personenbezogener Daten an Drittländer, einschließlich der USA, gemäß Artikel 49 (1) (a) der DSGVO. Hier finden Sie weitere Informationen dazu. Ihre Einwilligung können Sie jederzeit über den Schalter und Datenschutz unten auf der Seite widerrufen.

Sind illegal deponierte Chemieabfälle der Grund für das massenhafte Fischsterben in der Oder? Die polnische Regierung geht von einer vorsätzlichen Handlung aus. Im Grenzfluss wurde eine erhebliche Quecksilberbelastung festgestellt. Naturschützer sind besorgt.

Nach Angaben des polnischen Ministerpräsidenten Mateusz Morawiecki scheint das Fischsterben in der Oder durch die Deponierung von Chemieabfällen verursacht worden zu sein. „Es ist wahrscheinlich, dass eine große Menge chemischer Abfälle in den Fluss gekippt wurde, und zwar in voller Kenntnis der Risiken und Folgen“, sagte Morawiecki in einer am Freitag auf Facebook geposteten Videobotschaft.

Morawiecki betonte, dass alle zuständigen Behörden in höchste Alarmbereitschaft versetzt worden seien. Täglich wird Wasser aus dem Fluss entnommen, auch die Veterinär- und Gesundheitsbehörden sind involviert. “Aber die wichtigste Aufgabe ist jetzt, den Täter, den Giftmischer, zu finden.” Dies sei kein gewöhnliches Verbrechen, da der Schaden jahrelang anhalten könne, so der polnische Regierungschef weiter. “Wir werden nicht ruhen, bis die Schuldigen hart bestraft sind.”

Nach Angaben der polnischen Wasserbehörde wurden zehn Tonnen toter Fische geborgen. „Du willst nur noch vor Wut schreien“, schrieb Morawiecki auf Facebook. Als Reaktion auf Kritik am Umgang der Regierung mit der Situation entließ Morawiecki am Freitag zwei hochrangige Beamte. Der Leiter der Wasserbehörde und der Leiter der Umweltbehörde sollen ihre Ämter mit sofortiger Wirkung räumen, schrieb der Politiker auf Twitter.

Das Bundesumweltministerium bemängelte, dass die bei diesen Veranstaltungen übliche Beschwerdekette gescheitert sei. „Tatsächlich wissen wir, dass diese für diese Fälle vorgesehene Beschwerdekette nicht funktioniert hat“, sagte ein Sprecher des Bundesumweltministeriums am Freitag in Berlin. Gemeint ist die frühzeitige Meldung von Fischsterben auf polnischer Seite.

In der Oder wurde eine erhebliche Quecksilberbelastung festgestellt

Die genaue Ursache des Massensterbens ist noch unklar. Eine Kombination aus Faktoren wie Hitze, geringer Wasserversorgung und Giftstoffen sei möglich, sagte Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel (Grüne) am Freitag.

Wasserproben zeigten Hinweise auf eine erhebliche Quecksilberkontamination. „Erste Ergebnisse liegen seit gestern Abend vor. Wir haben es noch nicht offiziell, aber es deutet auf eine massive Quecksilberbelastung als Faktor hin“, sagte Gregor Beyer, Kreisumweltamtsleiter Märkisch-Oderland, am Freitagmorgen gegenüber RBB Inforadio. „Ob es der einzige ist, wissen wir nicht .”

Die These, dass zu viel Sauerstoff die Ursache für das Fischsterben sein könnte, wurde von der Kreisverwaltung von vornherein zurückgewiesen. “Jetzt wissen wir das auch”, sagte Beyer. “Wir haben ganz ungewöhnlich noch mehr Sauerstoff in der Oder.”

Im seichten Wasser des deutsch-polnischen Grenzflusses Oder treiben unzählige tote Fische

Quelle: dpa/Patrick Pleul

Wasserproben weisen auf eine Quecksilbervergiftung hin

Quelle: dpa/Frank Hammerschmidt

Brandenburgs Umweltminister Vogel bestätigte, dass in der Oder eine Quecksilberbelastung festgestellt worden sei, „aber wir können zum jetzigen Zeitpunkt keine Aussage treffen, dass Quecksilber die Ursache für das Fischsterben ist“, sagte er. “Im Moment wissen wir nicht, woran sie tatsächlich gestorben sind.”

Uckermärkische Landrätin Karina Dörk sagte, das Gebiet entlang der Oder werde mit Drohnen überflogen, um zu sehen, wie sich das Fischsterben entwickelt. Für diesen Samstag ist ein Einsammeln der toten Fische auf deutscher Seite geplant.

auch lesen

Naturschützer befürchten weitreichende Folgen

Naturschützer gehen von weitreichenden Folgen für den Nationalpark Unteres Odertal aus. „Die Auswirkungen sind schrecklich“, sagte Nationalpark-Vizedirektor Michael Tautenhahn. “Das ist einfach eine Katastrophe für den Nationalpark.”

Betroffen sind Tiere und Pflanzen sowie die Entwicklung des Tourismus in der Region. „Die Vergiftungswelle ging komplett durch die Oder“, sagte Tautenhahn. Über die gesamte Breite des Flusses trieben tote Fische. Pander, Wels, Dornhai und Lachs sind betroffen. Seeadler und andere Vögel könnten Gift von toten Fischen aufnehmen.

Auch Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) warnte vor einer Umweltkatastrophe. „Das Fischsterben in der Oder erschüttert und beunruhigt mich sehr“, sagte der Grünen-Politiker dem Deutschen Redaktionsnetzwerk (RND). Er betonte, es sei wichtig, den Sachverhalt “vollständig” aufzuklären.

Leave a Comment

Your email address will not be published. Required fields are marked *