Infizierte fühlen sich besonders von Mücken angezogen

Zika- und Dengue-Viren bieten infizierten Menschen Lockstoffe, was besonders bei weiblichen Mücken beliebt ist. Das geht aus einer aktuellen Studie hervor.

Im Sommer riecht es nach Abwehrmittel. Zumindest für diejenigen, die mit bestimmten Zapfen besonders beliebt sind. Die mit „süßem Blut“ oder einer besonders hohen sexuellen Anziehungskraft, so sagte er einmal um 2002 in einer Ausgabe der Zeitschrift „Neue Post“. Nun, als Mückenopfer können Sie sich damit zufrieden geben oder nach wissenschaftlich fundierten Erklärungen suchen.

Angezogen werden lästige Lebewesen einerseits durch das ausgeatmete Kohlendioxid und andererseits durch die Stoffe, die sich bilden können, wenn sich Schweiß auf der menschlichen Haut zersetzt. Aber auch bestimmte Viren können eine Rolle spielen. Ein chinesisches Forscherteam fand kürzlich heraus, dass Mäuse und Menschen, die mit Dengue und Zika infiziert sind, einen Geruch abgeben, der Mückenweibchen anzieht, die stechen. Die Hypothese wurde getestet, indem man Geruchsproben von Betroffenen erhielt, die wiederum auf die Haut von Menschen und Mäusen aufgetragen wurden.

Von Mensch zu Mücke zu Mensch

Verantwortlich für die Reizung ist ein Stoff namens Acetophenon, der in einer unerwartet hohen Konzentration bei Infizierten gefunden wurde. In der Regel, also bei gesunden Menschen, sorgt ein antimikrobielles Protein namens RELMα dafür, dass sich Acetophenon-produzierende Bakterien nicht übermäßig vermehren. „Eine Flavivirus-Infektion unterdrückt die RELMα-Expression“, schreibt das Forschungsteam. Dies führt zu einer Erhöhung des Acetophenonspiegels, was wiederum mehr Mücken anzieht. Die Forscher beschreiben es als „ein ausgeklügeltes Zusammenspiel zwischen der Hautmikrobiota der Wirte, Flaviviren und Mücken“.

Denn sowohl gesunde als auch infizierte Mücken werden von dem Geruch gleichermaßen angelockt. Ist das Blut der Infizierten erst einmal angepisst, ist jede Mücke selbst Überträgerin von Flaviviren – zu denen auch Dengue- und Zika-Viren zählen – und kann diese somit weiterverbreiten. Sogar Viren sind darauf angewiesen.

Abhängig von der Mückenart

Fast die Hälfte der Weltbevölkerung lebt in Gebieten, in denen Dengue auftreten kann. Eine Infektion kann asymptomatisch verlaufen, wenn sie ausbricht, sieht sie aus wie eine schwere Grippe. Neben Fieber und Hautausschlag können auch Blutungen auftreten, die häufig zu lebensbedrohlichen Schlaganfällen führen. Laut den US National Institutes of Health infizieren sich jedes Jahr mehr als 50 Millionen Menschen und etwa 20.000 sterben. Das Zika-Virus verläuft meist milder, kann aber vor allem Schwangere und ihre ungeborenen Babys gefährden.

Hauptüberträger sind die Ägyptischen Tigermücken, auch Gelbfieber- oder Dengue-Mücken genannt. Darauf konzentrierte sich auch das Pekinger Forschungsteam. Ob auch die in Europa verbreitete gemeine Stechmücke vom Duftstoff Acetophenon angezogen wird, ist unklar, aber nicht auszuschließen. Mittlerweile fühlen sich tropische Stechmücken aber auch in europäischen Regionen wohl. Das liegt vor allem am Klimawandel, der zu steigenden Durchschnittstemperaturen führt.

Umstrittene Lösung

Wie man dem ausgeklügelten Mechanismus von Viren, der Mikrobiota der Haut und Mücken entgegenwirken kann, war ebenfalls Teil der Studie. Das Forschungsteam stieß dann auf eine Verbindung, die als Arzneimittel gegen Akne bekannt ist: Isotretinoin. Dadurch soll die Produktion des antimikrobiellen Wirkstoffs RELMα in der Haut gesteigert und damit der Acetophenonspiegel gesenkt werden. Bisher wurde dies nur bei Mäusen beobachtet. Infizierte Mäuse, die mit dem Medikament gefüttert wurden, wurden nicht häufiger gebissen als gesunde Artgenossen.

Das Forschungsteam hofft, dass dies ihnen eine Chance gibt, Flaviviren einzudämmen, indem weniger Mücken als Überträger fungieren. Tests mit Menschen werden bald durchgeführt. Ein Problem können jedoch die starken Nebenwirkungen des Medikaments sein.

Eine andere Möglichkeit könnte die genetische Manipulation von Mücken sein. Dazu wollen die Forscher die spezifischen Geruchsrezeptoren von Acetophenon in Mücken identifizieren und dann versuchen, die entsprechenden Gene zu eliminieren. Die Genomveränderung soll dazu führen, dass Mücken den Köder nicht mehr wahrnehmen können.

(Haus)

Leave a Comment

Your email address will not be published. Required fields are marked *