NASA-Rover „Curiosity“: Kieler Messgerät liefert neue Ergebnisse Video-News aus Schleswig-Holstein

Stand: 19.08.2022 05:00 Uhr

Vor zehn Jahren, im August 2012, landete der NASA-Rover Curiosity auf dem Mars. An Bord – ein Strahlungsmessgerät der Universität Kiel. Jetzt präsentieren Forscher überraschende Ergebnisse.

von Stella Kennedy

Mit Mütze über den Haaren, Schutzkittel und Plastiküberzügen über den Schuhen – nur so kommt man in den Raum. Im Reinraum Weltraumforschung der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel herrscht absolute Sauberkeitspflicht. „Wir arbeiten hier mit hohen elektrischen Spannungen, wenn ein Impulsdraht zwischen zwei Spannungen in die Elektronik eindringt, gibt es einen Kurzschluss und die ganze Arbeit ist weg“, sagt der Kieler Physikprofessor Robert Wimmer-Schweingruber, der Mitglied ist. der Mars-Forschungsteams der NASA. “Dass wäre eine Schande.”

Tagsüber gibt es auf dem Mars mehr kosmische Strahlung

Etwas untertrieben: Hier am Fachbereich Astrophysik der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel wird an nichts Geringerem als der Marsforschung gearbeitet. Das von den Kieler Forschern entwickelte Strahlungsmessgerät, ein handliches Metallgerät, dessen Form an eine Weltraumrakete erinnert, war das letzte auf dem NASA-Rover Curiosity. Überraschend für die Kieler Forscher sind auch die Ergebnisse: „Wir haben festgestellt, dass die kosmische Strahlung auf dem Mars viel variabler ist, als wir bisher angenommen hatten“, berichtet Wimmer-Schweingruber.

Der Kieler Physikprofessor Robert Wimmer-Schwinggruber freut sich über die Ergebnisse des Strahlungsmessgeräts.

So gebe es tagsüber mehr Strahlung als nachts, und auch die Sonne spiele eine elementare Rolle in der Marsatmosphäre, so der Kieler Physiker. “Wir sehen, dass während Sonneneruptionen die Strahlung zunimmt.” Je nach Sonnenphase, dem sogenannten Sonnenzyklus, ermittelten die Forscher ganz unterschiedliche Strahlungswerte. Im Allgemeinen ist die Strahlenbelastung auf dem Mars etwa 100-mal höher als auf der Erde. Infolgedessen müssten Astronauten in Höhlen oder an Hängen Schutz vor hoher Strahlung suchen, sagte Wimmer-Schweingruber. Ein Raumanzug biete dagegen wenig Schutz vor Strahlung, “die den ganzen Körper durchdringt und überall Schaden anrichten kann”.

Gab es Leben auf dem Mars?

Robert Wimmer-Schwinggruber sagt, dass der Mars ein Magnetfeld wie die Erde hatte. Aufgrund dieses kosmischen Strahlungsschildes könnte es sein, dass der Mars einmal Leben hatte, sagt er. “Aber wir wissen es nicht”, sagt er, “denn jetzt werden die Spuren dieses Lebens durch Strahlung zerstört”. Daher müssten neue Marssonden tief bohren, um möglicherweise Spuren zu finden. „Wie tief man bohren muss, hängt von unserer Entdeckung ab“, sagt der Forscher. Jetzt wüssten Sie, dass Sie zwei Meter tief bohren müssten, um irgendwelche Spuren zu entdecken. Der “Curiosity”-Rover der NASA schaffte es auf nur fünf Zentimeter, sagt er.

Schutz im Wassertank auf dem Weg zum Mars

Wissenschaftler des Kieler Forschungsteams führen eine Videokonferenz mit internationalen NASA-Marsforschern durch.

Neue Erkenntnisse über kosmische Strahlung bringen auch mehr Erkenntnisse für bemannte Flüge zum Mars: Da man sich vor Strahlung schützen kann, indem man sich abschirmt, wird man wohl einen Platz auf der zum Mars fliegenden Sonde bauen, die viel Abschirmmaterial hat. sagt Wimmer-Schweingruber. „Das könnte zum Beispiel ein Wassertank sein, der wie ein Hohlzylinder aufgebaut ist. Dann geht man in diesen Wassertank und ist vor der Strahlung abgeschirmt.“ Um den perfekten Zeitpunkt für diese Flüge vorherzusagen, arbeiten andere Forscher derzeit an der Vorhersage von Sonneneruptionen. „Das gestaltet sich unglaublich schwierig“, sagt der Physiker. „Man muss das Innere der Sonne von A bis Z verstehen und so weit sind wir noch nicht.“

Häuser mit Wänden aus 80 cm dickem Marsboden

Auf die Frage, ob es in Zukunft möglich sein wird, auf dem Mars zu leben, ist sich der Physikprofessor sicher: „Es gibt genug Menschen, die dafür bezahlen würden, auf dem Mars zu leben.“ Es ist jedoch ungewiss, wie dieses Leben aussehen würde. Laut Wimmer-Schweingruber könne man auf dem Mars nur leben, wenn nicht in gut abgeschirmten Räumen. In jedem Fall brauchen die Menschen nicht nur eine dicke Haut, sondern vor allem Häuser mit dicken Mauern. Ein weiteres Ergebnis der Kieler Forscher ist, dass die Behausungen etwa 80 cm dicke Wände aus Marserde benötigten, um die Strahlung abzuschirmen.

Der isolierte Reinraum der Universität Kiel mit seiner sterilen Atmosphäre könnte der perfekte Ort sein, um sich diese Häuser auf dem Mars vorzustellen. Wer wieder draußen ist und Kittel und Mütze abgelegt hat, atmet instinktiv auf: Welcome back to earth.

Mehr Informationen

Grüße an die NASA in den USA und die Universität Kiel: Die Sonde “Curiosity” ist am Morgen auf dem Mars gelandet. Mit an Bord: Spezialteams von Kieler Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern. Monat

Am 6. August 2012 landet das Minilabor auf dem Roten Planeten, ein Grund zum Feiern auch für Wissenschaftler in Norddeutschland. Monat

Schleswig-Holstein Magazin

Dieses Thema im Programm:

Schleswig-Holstein Magazin | 18.08.2022 | 19:30 Uhr

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